Spitzelaffäre lastet auf Hewlett-Packard

12.09.2006
Patricia Dunn, bislang Vorsitzende des Verwaltungsrats, verliert ihren Posten.

Ab Januar 2007 ist Mark Hurd nicht mehr nur CEO von HP, er übernimmt auch den Vorsitz des Board of Directors. Hurd beerbt in dieser Position Patricia Dunn, die dem Konzern aber als einfacher Director im Verwaltungsrat erhalten bleibt. Die Personalie ist Folge einer tagelang heiß diskutierten Spitzelaffäre im obersten Führungsgremium von HP. Die nicht operativ tätige Managerin war in der US-Presse bereits lautstark angezählt und zum Rücktritt aufgefordert worden.

Hintergrund der Affäre ist eine "kolossale Dummheit", so der leitende kalifornische Staatsanwalt Bill Lockyer: Um einen Presseinformanten in den eigenen Reihen zu enttarnen, ließ Dunn im Jahr 2005 Detektive anheuern. Sie spionierten die Telefonverbindungsdaten von einigen Board-Mitgliedern sowie von insgesamt neun Journalisten aus, indem sie sich am Telefon falscher Identitäten bedienten. Die Vorgehensweise ("Pretexting") muss indes in den USA nicht zwangsläufig strafbar sein.

Jedoch konnte der HP-Verwaltungsrat die Angelegenheit nicht mehr einfach unter den Teppich kehren, weil das im Mai überraschend aus dem Board ausgeschiedene Mitglied Tom Perkins die Börsenaufsicht über die Methoden der Detektive informiert hatte. In den vergangenen Tagen haben das Justizministerium, verschiedene US-Staatsanwälte, das FBI, die Börsenaufsicht und Politiker eine lückenlose Aufklärung von HP gefordert und so den Druck auf Dunn und das Board erhöht. (Ausführlicher Bericht auf Seite 15.) (ajf)