Spielwiese für junge Talente

20.05.2009
Die Alternus-Gesellschaft fördert ehrgeizigen IT-Nachwuchs in einer halbjährigen Zukunftswerkstatt.

Vom Camp in den Vorstand: Clemens Vatter hat es innerhalb von sechs Jahren geschafft. Heute ist er Vorstandsmitglied der Neue Leben Lebensversicherung AG in Hamburg und in dieser Funktion verantwortlich für die Bereiche Betrieb, IT, Kundenservice sowie Mathematik: "Ich war vor sechs Jahren Teilnehmer der Zukunftswerkstatt Versicherung und habe mich in dieser Zeit mit dem Thema Partnerschaftsmodelle und International Accounting Standards (IAS) sehr intensiv auseinandergesetzt. Als dies bei meinem damaligen Arbeitgeber und später bei der Neue Leben aktuell wurde, konnte ich meine Erfahrungen an vorderster Front einbringen." Die damals entstandenen Kontakte zu den Vorständen und Führungskräften beständen größtenteils noch heute.

Neue Sicht auf Unternehmen

"Die Grundidee der Zukunftswerkstatt ist es, Experten zusammenzubringen, über Rahmenbedingungen, Risiken und Chancen des Marktes zu diskutieren und daraus Handlungsempfehlungen für die eigene Firma abzuleiten", sagt Thomas Lipinski, Geschäftsführer der Alternus Beratungsgesellschaft und Initiator der Zukunftswerkstätten IT, Kreditinstitute, Versicherungen und Krankenversicherungen. Der Nebeneffekt ist, dass alle Teilnehmer neue Sichtweisen für sich selbst und ihre Unternehmen entwickeln. Das gilt für das Komitee aus dem Topmanagement der Mitgliedsunternehmen, die Branchenexperten und Themenpaten sowie die Camp-Teilnehmer. "Unsere Motivation, uns als Vertreter unterschiedlichster Anwenderunternehmen aus der Finanz- und Versicherungsbranche über die Zukunftsthemen der IT auszutauschen, ist der Anspruch, sich intensiv auf zukünftige Anforderungen vorzubereiten – ohne die Zukunft wirklich zu kennen", erklärt Lothar Engelke, Geschäftsführer Gothaer Systems GmbH und Mitglied des Board of Managements.

Vatter ist heute noch der Zukunftswerkstatt verbunden. Er sitzt im Board of Management, unter anderem mit Kollegen von HDI-Gerling, Itergo, KKH-Allianz und der Versicherungskammer Bayern.

In der Regel nehmen Hochbegabte der Branchenvertreter sowie der Kooperationspartner teil, also Mitarbeiter, die sich durch fachliche und soziale Kompetenz sowie überdurchschnittliches Engagement auszeichnen. "Auf diese Eigenschaften setzen die Unternehmen. Denn anders als bei internen Maßnahmen profitieren sie zusätzlich von einer Art professionellem Crowdsourcing oder Outsourcing von Zukunftsstrategien", so Lipinski weiter. Denn Talente aus verschiedenen Firmen und mit unterschiedlichen Erfahrungen, Aufgaben und Herangehensweisen tummeln sich auf dem "Spielplatz Zukunft" und entwickeln praxisorientierte Konzepte. "Unser Unternehmen erhält viele Impulse aus den Arbeiten der Zukunftswerkstatt. So bieten die im Jahr 2008 behandelten Themen Business-Engineering unter SOA, Merger-Readyness und Enterprise 2.0 unserem Unternehmen eine Reihe von Anknüpfungspunkten", berichtet Engelke. Das steht auch nicht teilnehmenden Firmen offen, denn am Ende jedes Zyklus erscheint ein Branchenreport, in dem die Ausarbeitungen und Praxisbeispiele zu den einzelnen Themen enthalten sind.

Lernen von den Profis

Der Anreiz für die jungen Experten besteht in der Chance, von erfahrenen Themenpaten zu lernen und die Denkweise von Wissenschaftlern und Branchenkennern wie den Professoren Helmut Krcmar von der TU München und Matthias Goeken von der Frankfurt School of Finance & Management oder dem Analysten Wolfgang Martin zu verstehen. Sich eine "Auszeit" zu nehmen und intensiv mit einem Thema auseinanderzusetzen ist ein weiteres Plus, das sich früher oder später auszahlt.

Ähnliche Erfahrungen hat Marco Prieß, Project Manager der HSH Nordbank AG, gemacht. Er definierte mit seiner Gruppe die Rolle der IT neu: "Meine Eindrücke sind gleich in ein neues Projekt eingeflossen. Es hatte zum Ziel, die Kerngeschäftsprozesse in ein Monitoring zu überführen, so dass dies im Endausbau nahe an ein Business Process Monitoring herankommt." Eine gute Vorbereitung auf größere Verantwortung ist die Teamarbeit auf alle Fälle. "Wer mit fünf bis zehn Personen in einem festgelegten Zeitraum zu einem Ergebnis kommen muss, lernt Rollen in Teams zu definieren und miteinander, aufeinander aufbauend zu arbeiten. (hk)

Zukunftswerkstatt Informationstechnologie

CIOs und IT-Vorstände aus Banken, Versicherungen und der Industrie haben Ende letzten Monats drei Trendthemen erarbeitet. Dabei geht es darum, die IT fit für die Zeit nach der Krise zu machen. In den nächsten Monaten werden sich hochqualifizierte Mitarbeiter der beteiligten Firmen mit folgenden Themen intensiv befassen:

Thema 1: "Business Intelligence als Basis für eine nachhaltige Gestaltung von Unternehmen." Hier geht es darum, Unternehmen eine solide Datenbasis zu schaffen, auf deren Basis analytische Auswertungen erfolgen können.

Thema 2: "IT-Komplexität beherrschbar machen." Der hohe Automatisierungsgrad im Back-Office, aber auch mobile Anwendungen, Web-2.0-Technologien oder die Konvergenz von Informationstechnik und Telekommunikation machen die IT zunehmend schwieriger beherrschbar. Hierauf gilt es Antworten zu finden. Thema 3: "Neue Ansätze zur Kommunikation zwischen Fachabteilungen und IT." Welche Organisationsformen sind geeignet, damit eine bestmögliche Abstimmung zwischen IT und Fachbereichen erfolgen kann?