E-Learning-Trends

Spielend lernen

15.02.2010
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.

Projektnotrufe via Twitter

Goertz sieht für das Microblogging-Tool noch andere Einsatzoptionen für Firmen: "Gerade für eine unternehmensinterne, schnelle Kommunikation innerhalb eines Projekts ist Twitter ideal. Wenn es beispielsweise Probleme gibt, können sich die Projektmitarbeiter schnell gegenseitig informieren." Twitter übernimmt dann die Funktion des Wissensaustauschs und dient dem informellen Lernen.

Wie sich Menschen Wissen aneignen und neue Inhalte lernen, verändert sich mit den neuen Möglichkeiten immer mehr. Das klassische Frontalseminar in der Erwachsenenbildung rückt in den Hintergrund, und die engen Grenzen zwischen Lernen und (Computer-)Spielen verwischen. "Serious Gaming" gilt als Trend in der beruflichen Weiterbildung. Der Karlsruher Informatikprofessor Henning sieht hier die unter 35-Jährigen als Innovationskraft. Wer mit Gameboy und Computerspielen aufgewachsen sei, suche auch als Erwachsener innovative Lernformen und wolle "spielend lernen".

Zwar eroberte E-Learning im gesamten Weiterbildungsmarkt nach einer Studie des Lünendonk-Instituts bisher nur zehn Prozent Marktanteil. Doch mit vielen neuen und komfortableren Anwendungen bietet dieser Markt weiteres Wachstumspotenzial, glauben Kenner der Szene. "Blended Learning" als Kombination von Präsenz- und E-Learning-Einheiten ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich unterschiedliche Lernmethoden immer mehr verbinden.

Goertz vom MMB-Institut beobachtet die neu entstehenden Weiterbildungsportale im Netz genau. Das Spektrum reicht von kostenlosen Plattformen wie http://www.sekretaria.de/aus dem Haufe Verlag bis hin zu teuren Abo-Modellen, etwa für Wirtschafts- und Steuerberater vom Verlag Neue Wirtschafts-Briefe (http://www.nwb.de) in Herne. Ob sich ein tragfähiges Geschäftsmodell dazu stricken lässt oder beispielsweise Verlage die Internet-Portale als Vertriebskanal für ihre Zeitschriften nutzen, hängt vom jeweiligen Anbieter ab. Viele Anwender und Lernwillige profitieren von den Angeboten, sagt Goertz: "Branchenbildungsportale könnten zukünftig gerade für Berufstätige eine wichtige Rolle spielen, die ihre eigene Weiterbildung organisieren möchten."

E-Learning in der Wolke

Die Information Multimedia Communication AG (imc) in Saarbrücken erzielte 2009 als größter E-Learning-Anbieter in Deutschland einen Umsatz von 12,5 Millionen Euro. Bekannt ist imc für seine Lerntechniken. Doch mittlerweile erproben die Saarbrücker neue Einsatzszenarien für Cloud Computing, das zu den wichtigsten Trends der IT-Branche zählt. Zusammen mit dem Aufsichtsrat August-Wilhelm Scheer entwickelte imc "Cloud Learning" als neues Serviceangebot. "Lernen ist keine unternehmenskritische Anwendung und eignet sich deshalb hervorragend für das Modell ,Software as a Service`. Seit dreieinhalb Monaten ist unser Angebot am Markt, und es hat sich gut entwickelt", bilanziert Vorstandsvorsitzender Wolfgang Kraemer.