IT-Arbeitsmarkt/Kommentar

Spielball der Arbeitgeber

06.07.2001
Alexandra Mesmer Redakteurin CW

Die Großen der Branche wie IBM oder SAP, die immer noch einen hohen Personalbedarf haben, wollen von einem ersten Abschwung am IT-Arbeitsmarkt nichts wissen und schieben den Schwarzen Peter der Dotcom-Szene zu. Was ist aber mit Firmen wie Infineon oder Cap Gemini, die Einstellungsstopps oder Massenentlassungen ankündigen, obwohl sie vor kurzem noch Tausende offene Stellen hatten?

Viele Unternehmen haben sich von einer mittelfristigen Personalpolitik längst verabschiedet. Zwischen öffentlichkeitswirksamen Klagen über den Fachkräftemangel und kleinlauten Ankündigungen von Entlassungen liegen oft nur Wochen. Manchmal kommen den Firmen nicht erreichte wirtschaftliche Ziele und der Druck der Anleger sogar gelegen, da sie sich im Zuge der notwendig gewordenen Restrukturierung bequem von Scharen von Mitarbeitern trennen können, die überstürzt eingestellt wurden und die Anforderungen nicht erfüllen konnten.

Der IT-Arbeitsmarkt ist weniger kalkulierbar geworden. Die hundertprozentige Jobgarantie, wie im Boomjahr 2000 oft suggeriert, gibt es nicht mehr. Die Zeiten, in denen Kandidaten interessierte Arbeitgeber gegeneinander ausspielten, um für sich und den eigenen Geldbeutel das Beste herauszuholen, sind vorbei. Jetzt werden sie wieder eher zum Spielball der Unternehmen und müssen sich darauf einstellen, sich schneller einen neuen Job zu suchen, als ihnen lieb ist.

Bewerber sollten darum noch genauer die Versprechungen der potenziellen Arbeitgeber hinterfragen und ihr Know-how ständig verbessern. Andernfalls gehören sie zu den Ersten, die auf der Straße sitzen. Quereinsteigern gegenüber haben viele Unternehmen inzwischen eine Kehrtwende vollzogen: Die frühere Offenheit und Bereitschaft zur Einarbeitung sind von Skepsis und der Forderung nach mehr Berufserfahrung abgelöst worden. Auch ein Signal, dass die Wende am IT-Arbeitsmarkt schon da ist.