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Spiegel: Fonds boykottieren Deutsche Bank

20.08.2001

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die Deutsche Bank gerät wegen der umstrittenen Platzierung von 44 Millionen Telekom-Aktien offenbar immer stärker unter Druck. Vier der fünf großen deutschen Fondsgesellschaften - darunter der Deutsche Investment-Trust (DIT) der Dresdner Bank und die zur Commerzbank gehörende Adig - sollen aus Verärgerung über das Aktiengeschäft ihren Handel mit der Deutschen Bank fürs Erste auf Eis gelegt haben, berichtet das Hamburger Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". Diese vorläufige Suspendierung sei eine in Deutschland bislang einmalige Sanktion. Bei der Deutschen Bank hieß es dagegen, von einer solchen Maßnahme sei nichts bekannt. Wie aus Bankenkreisen verlautete, hätten sich die Fonds zwar sehr wohl kritisch über den Deal geäußert, bislang aber die Geschäftsbeziehungen zur Deutschen Bank nicht zur Disposition gestellt. Von den Fondsgesellschaften DIT und Adig war bislang keine Stellungnahme zu

erhalten.

Unterdessen hat Telekom-Chef Ron Sommer der Deutschen Bank erneut unprofessionelles Handeln vorgeworfen. "Jeder Profi in New York oder Frankfurt weiß, dass man so etwas anders hätte handhaben können", sagte er gegenüber der "Welt am Sonntag". Die Aktion habe der ganzen Branche geschadet. Seiner Einschätzung nach ist die T-Aktie derzeit massiv unterbewertet. Das von den Analysten ausgegebene Kursziel für das Papier liege im Durchschnitt bei 30 Euro und damit weit über der aktuellen Notierung von 17,14 Euro. "Ich fühle mich erst wieder wohl, wenn die Telekom-Aktie mindestens 70 Euro überschreitet", betonte Sommer. Der Titel hat damit seit dem Verkauf des millionenschweren Aktienpakets vom Dienstag vergangener Woche gut ein Viertel seines Wertes eingebüßt.

Marktbeobachter gehen allerdings davon aus, dass der Kurs der T-Aktie in den kommenden Wochen durch weitere Großverkäufe ehemaliger Voicestream-Aktionäre noch weiter unter Druck geraten wird. Einem Bericht des "Handelsblatt" zufolge läuft am 1. September die vertragliche Haltefrist für 170 Millionen Telekom-Papiere aus. Weitere 380 Millionen könnten am 1. Dezember verkauft werden.