Anhaltende Konjukturschwäche macht der Corp. weltweit zu schaffen:

Sperry Univac krankt an Auftragsflaute

17.09.1982

NEW YORK/FRANKFURT (nw) - 1981 noch hatte sich Sperry-Univac-Boß Joseph J. Kroger ehrgeizige Ziele gesetzt: In fünf Jahren wollte er die Fünf-Milliarden-Dollar-Umsatzgrenze erreicht haben und einen "festen Platz" in der schnell wachsenden Informationsindustrie einnehmen. Nach dem heutigen Stand der Dinge müssen diese Erwartungen jedoch offensichtlich zurückgeschraubt werden. Seit kurzem sinken sowohl die Einnahmen der Sperry Corp. als auch ihrer Computer-Division Univac.

Die anhaltende Konjunkturschwäche macht dem Konzern anscheinend zu schaffen, wie man dem jetzt veröffentlichten Jahresbericht entnehmen kann. So sanken die Umsätze im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres per 30. Juni 1982 um 7,4 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar. Bei den Nettogewinnen mußten im gleichen Zeitraum sogar Einbußen in Höhe von 66,5 Prozent eingesteckt werden, Damit erreichten sie nur noch 16,2 Millionen Dollar nach 48,4 Millionen im Jahr zuvor.

Ebenfalls rückläufig waren die Einnahmen beim Computer-Bereich der Corp. Sperry Univac: Die Umsätze aus Informationsverarbeitungssystemen und Dienstleistungen sanken um fünf Prozent. Am Gesamtumsatz ist dieser Bereich etwa zur Hälfte beteiligt.

Weit mehr als nur zur Hälfte trägt dagegen der DV-Bereich in der Bundesrepublik zu den Einnahmen der deutschen Tochtergesellschaft Sperry GmbH bei. An den insgesamt im abgelaufenen Geschäftsjahr '81/'82 (zum 31. März) erzielten 662 Millionen Mark Umsatz war die Computerabteilung mit 480 Millionen Mark beteiligt. Die Gesellschaft insgesamt legte dabei um 23 Prozent zu (Vorjahr: 535 Millionen), während der DV-Bereich immerhin ein Plus von 32 Prozent (Vergleichszahl: 363 Millionen) vorzeigen kann. Doch Wachstum allein macht noch keine Gewinne, und der Bereich Marketing und Services, mit 311 Millionen am Umsatz beteiligt, muß nun rund 200 von den 1460 insgesamt in der Bundesrepublik beschäftigten Mitarbeiter entlassen. Als Grund für diese Maßnahme nennt Bernd Blasberg, verantwortlich für das Marketing bei Univac, die unbefriedigende Auftragslage, die sich im Frühjahr abzuzeichnen begonnen habe und die sich kurzfristig nicht beheben lasse. Der Auftragseingang sei spürbar zurückgegangen. Das gelte vor allem für das Computersystem 80, während das Großrechnergeschäft immer noch verhältnismäßig gut laufe. Univac-Kenner sind hier freilich anderer Meinung.

Die derzeit schwierige Lage will Blasberg jedoch in keinem Fall im Zusammenhang mit dem Produktangebot bringen. Denn die neuen Systeme 80 (Modelle 4 und 6) seien durchaus wettbewerbsfähig; für Großanwender sei zudem erst kürzlich der neue Jumbo 1100/90 vorgestellt worden, das Flaggschiff der 1100er Reihe, welches zu einem der leistungsfähigsten Systeme überhaupt gehöre. Zudem soll noch in diesem Jahr eine neues integriertes System für die Büroautomation angekündigt und 1983 auch in Deutschland angeboten werden.

Insgesamt jedoch sieht das Ergebnis für den Konzern erst einmal trübe aus. So drückten in dem zum 31. März 1982 abgelaufenen Geschäftsjahr Sperry zufolge vor allem die weltweite Wirtschaftsschwäche in Verbindung, mit hohen Kapitalkosten die Gewinne.

Sie fielen von 311,2 auf 221,8 Millionen Dollar. Das Umsatzwachstum war dabei mit 2,7 Prozent gerade noch positiv und erreichte 5,571 nach 5,427 Milliarden Dollar. Der Computerbereich Univac verbuchte ein Plus von fünf Prozent.

Weltweit verringerte der Sperry-Konzern seine Belegschaft um acht Prozent, was für 7200 Mitarbeiter im vergangenen Jahr entweder Jobsuche bedeutete oder aber durch eine natürliche Fluktuation zustande

kam. Für Forschung und Entwicklung wurden dagegen deutlich mehr aufgewendet. Hier stiegen die Ausgaben um 18 Prozent auf 397,6 Millionen Dollar. Insgesamt glaubt man in dem Unternehmen nicht an einen Aufschwung vor Ende 1983.