Spekulationen ueber Rueckzug aus dem PC-Geschaeft AT&T will 10000 Stellen in der Computerdivision abbauen

22.09.1995

NEW YORK (CW) - Die aufgelaufenen Verluste und der Abwaertstrend beim Rechnerabsatz lassen die AT&T Corp. jetzt in ihrer Computerdivision Global Information Solutions (GIS) voll auf die Kostenbremse treten.

Da der neue Chef der Geschaeftseinheit, Lars Nyberg, eine Milliarde Dollar pro Jahr einsparen wolle, muessen in der ehemaligen NCR Presseberichten zufolge 10000 oder mehr Jobs gestrichen werden. Ein Rueckzug aus dem PC-Geschaeft sei denkbar.

Amerikanische Finanzanalysten rechnen vor, dass die Computerdivision rund eine Milliarde Dollar Betriebsgewinn erzielen muesste, um fuer AT&T die Kosten fuer die NCR-Uebernahme wieder einzuspielen. Dem "Wall Street Journal Europe" zufolge agiert der Telefonriese im Computergeschaeft allerdings nach wie vor gluecklos. Der Betriebsverlust der GIS habe sich im ersten Halbjahr auf 332 Millionen Dollar vergroessert.

Allein im August dieses Jahres belief sich das Minus auf 140 Millionen Dollar. Statt wie prognostiziert 400 Millionen Dollar Gewinn am Jahresende auszuweisen, rechnet das Unternehmen nach Angaben des Wirtschaftsblattes mit einem Verlust von mehr als 600 Millionen Dollar.

Insider, so das "Wall Street Journal" weiter, nehmen an, dass sich der Abwaertstrend bei der AT&T GIS beschleunigt. Diesen Quellen zufolge fiel der Absatz von Midrange-Rechnern im vergangenen Monat um 50 Prozent unter Plan; mit Hochleistungsrechnern habe die Geschaeftseinheit nur neun anstatt der erhofften 61 Millionen Dollar eingenommen.

Die deutsche Niederlassung gab weder zu den Verlustangaben noch zu den kolportierten Entlassungsplaenen eine Stellungnahme ab. Nach Meinung amerikanischer Analysten wird es fuer den Telefongiganten Zeit, sich von verlustbringenden Geschaeftsbereichen zu trennen. Seit 1984 habe AT&T inklusive der 7,4 Milliarden Dollar fuer die NCR-Uebernahme mehr als acht Milliarden Dollar im Computergeschaeft verloren. Angesichts der bevorstehenden Auseinandersetzungen im Telekommunikationsbereich koenne sich der Konzern entschliessen, Teile der GIS zu verkaufen. Quellen im Unternehmen behaupten, dass das erste Opfer das PC-Geschaeft sein koennte.

Wie ebenfalls verlautete, verfolgt GIS-Chef Nyborg eine Zurueck-in- die-Zukunft-Strategie. Er wolle sich, so unternehmensnahe Quellen, auf das urspruengliche NCR-Geschaeft - elektronische POS-Systeme fuer Einzelhandel und Banken sowie Geldausgabeautomaten - konzentrieren.