Storage-Markt 2009

Speicher voll - Kasse leer

10.08.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Es geht um mehr als die Hardware

Die großen Speicheranbieter arbeiten mit Hochdruck daran, ihr Portfolio auszubauen und zu komplettieren. Wer heute nur noch die Hardware anbietet, hat einen schweren Stand. Das mussten zuletzt die Festplattenhersteller schmerzlich erfahren. Western Digital meldete für sein Geschäftsjahr 2008/09 Einnahmen von knapp 7,5 Milliarden Dollar nach 8,1 Milliarden Dollar im Vorjahr. Der Gewinn halbierte sich fast von 867 auf 470 Millionen Dollar. Noch schlimmer erwischte es Seagate. Der Hersteller verbuchte im Geschäftsjahr einen Umsatzrückgang von 12,7 auf 9,8 Milliarden Dollar. Unter dem Strich fiel ein Defizit von über drei Milliarden Dollar an, nachdem im Jahr zuvor noch ein Profit von 1,26 Milliarden Dollar zu Buche stand.

Um der Hardwarefalle zu entgehen, erweitern die Storage-Protagonisten ihr Portfolio kontinuierlich - vor allem durch Akquisitionen. Im vergangenen Jahr tat sich hier vor allem IBM mit dem Kauf von XIV und Diligent hervor. Auch Dell griff für die Übernahme von Equallogic tief in die Taschen und machte für die iSCSI-Lösungen 1,4 Milliarden Dollar locker.

EMC-Chef Joseph Tucci zum Kauf von Data Domain: "Bei diesem Deal geht es darum, Wachstum zu erzielen."
EMC-Chef Joseph Tucci zum Kauf von Data Domain: "Bei diesem Deal geht es darum, Wachstum zu erzielen."
Foto: EMC

Dass es bei dem Übernahme-Poker nicht besonders zimperlich zugeht, belegen die Ereignisse des laufenden Jahres. Über Wochen lieferten sich EMC und Netapp in diesem Sommer eine Bieterschlacht um den Deduplizierungs-Spezialisten Data Domain, die schließlich EMC mit einem Gebot über rund 2,1 Milliarden Dollar für sich entschied. EMC-Chef Joseph Tucci machte dabei keinen Hehl aus seinen Zielen: "Bei diesem Deal geht es darum, Wachstum zu erzielen." Broadcom und Emulex tragen ihre Schlammschlacht mittlerweile vor Gericht aus. Den Versuch Broadcoms, den SAN-Spezialisten für insgesamt 764 Millionen Dollar zu schlucken, wiesen die Emulex-Verantwortlichen ab. Das Gebot sei zu niedrig. Broadcom blieb jedoch hartnäckig. Das Emulex-Management suchte daraufhin gerichtlichen Schutz. Begründung: Man könne Broadcom nicht trauen, da das Unternehmen vor einigen Jahren durch eine Reihe von Skandalen erschüttert worden war. Beispielsweise soll der damalige CEO Henry Nicholas gegen das Aktienrecht verstoßen haben und Geschäftspartnern bei Abendessen heimlich Drogen in die Getränke gekippt haben. Das Ganze habe mit dem jetzigen Übernahmeversuch nichts zu tun, konterten die Broadcom-Verantwortlichen. Beobachter gehen davon aus, dass sich Emulex nicht lange gegen die Barofferte wird wehren können.

Wie hart die Bandagen sind, mit denen die Wettbewerber kämpfen, zeigt auch der erbitterte Streit um David Donatelli. Ende April verließ der hochrangige EMC-Manager abrupt seinen Arbeitgeber, um beim Konkurrenten HP anzuheuern. Wegen einer angeblichen Wettbewerbsklausel im Arbeitsvertrag zerrte EMC Donatelli vor den Kadi. Der Manager schlug mit einer Gegenklage zurück. Mittlerweile haben sich die Streithähne geeinigt: Donatelli darf bei HP arbeiten, muss sich dort aber von der Abteilung für Storage-Entwicklung fernhalten.