Sparsamer Grosshandel gibt 16,6 Prozent weniger aus Der Einzelhandel will stark in Informationstechnik investieren

21.07.1995

MUENCHEN/KASSEL (CW) - Der deutsche Handel gibt in diesem Jahr 6,3 Prozent weniger fuer Informationstechnik aus als 1994. Waehrend der Grosshandel seine IT-Mittel um 16,6 Prozent auf nunmehr 1,55 Milliarden Mark reduziert, wurden im Einzelhandel mit 818 Millionen Mark rund 13 Prozent mehr budgetiert als im Jahr zuvor.

Die Investitionsfreudigkeit im Einzelhandel haengt damit zusammen, dass in vielen Unternehmen ein fundamentales Redesign der IT- Strukturen ansteht - vor allem in Grossbetrieben mit mehr als 500 Mitarbeitern. Zu diesem Ergebnis kommt eine Marktstudie, die im Auftrag der CW von der Kasseler Beratungsgesellschaft Techconsult bei 404 repraesentativ ausgewaehlten Unternehmen mit mindestens 20 Mitarbeitern durchgefuehrt wurde. Danach steigen im Einzelhandel die Ausgaben fuer Software um 19 Prozent und fuer Hardware um neun Prozent.

Im Grosshandel dagegen sind die Umstrukturierungen bereits weiter fortgeschritten, was zu einer Senkung und Verlagerung der IT- Kosten fuehrt. Hier sind vor allem Ausgaben fuer Services und fuer die unternehmensinterne und -externe Kommunikation vorgesehen. Das wirkt sich auf die Statistik der gesamten Branche aus: Der Gross- und Einzelhandel wird bei seinen IT-Ausgaben vor allem im Kommunikationsbereich zulegen - und zwar um 12,7 Prozent. Dennoch entfaellt in der gesamten Branche der groesste Ausgabenposten mit 1,19 Milliarden Mark wie bisher auf die Hardware. Allerdings verliert die harte Ware wegen des anhaltenden Preisverfalls relativ an Gewicht. Die Prognose fuer die Software-Aufwendungen belaeuft sich auf 914 Millionen Mark, waehrend sich die Ausgaben fuer Serviceleistungen, darunter Beratung, Software-Entwicklung und Wartung, bei 485 Millionen Mark einpendeln duerften.

Kaum Chancen fuer Multimedia

Bei den DV-Investitionen wird in beiden Branchensegmenten Wert auf die Integration von zentralen und Einzelplatzloesungen zu unternehmensweiten IT-Konzepten gelegt. Im Grosshandel ist zudem die Realisierung uebergreifender Kommunikationskonzepte angesagt. Hier zeigt der Branchentrend zum sogenannten Category-Management Wirkung, das veraenderte Aufgabenstellungen von Hersteller und Handel zur Folge hat.

Gegenueber neuen Technologien zeigt sich die Branche vorsichtig: Nur 15 Prozent befassen sich gegenwaertig mit den Einsatzmoeglichkeiten von Multimedia. Dabei nutzen die kleineren Firmen die neue Technik vor allem fuer Promotion-Zwecke, waehrend Grossbetriebe auch daran denken, sie fuer dialogfaehige Anwendungen zu verwenden. Ausserdem gilt das Augenmerk der Branche den Microsoft-Betriebssystemen Windows 95 und NT sowie der 64-Bit- Technologie. Der Grosshandel setzt ferner verstaerkt auf Workflow- Loesungen.

Im Hardwaresektor steht die Optimierung der Kassensysteme an erster Stelle, wobei vor allem Wert auf das Scan-Daten-Management gelegt wird. Offenbar hat der US-Trend des Computer Integrated Trading (CIT) hierzulande eine Vorbildfunktion. Die Anwendungsumgebungen sind noch ueberwiegend von Eigenentwicklungen gepraegt, wenngleich auch hier der Zug zur Standardsoftware unverkennbar ist. Auffaellig ist der Bedarf an spezifischen Loesungen fuer Vertrieb, Warenwirtschaft und den kaufmaennischen Bereich.

In den kommenden zwei Jahren haben Handelsunternehmen einen extrem hohen Bedarf an DV-Dienstleistungen. Zwei Drittel der Firmen, insbesondere die Grosshaendler, werden Wartungsleistungen im Hardware- wie im Softwaresektor in Anspruch nehmen. Mehr als 36 Prozent der Unternehmen, darunter vor allem Grossbetriebe, haben ihre Servicebudgets stark aufgestockt. Die Studie kann bei Techconsult komplett oder separiert in Einzelhandel und Kfz sowie Grosshandel angefordert werden.