Dachverband verplant 870 Millionen Mark

Sparkassen beschließen eine gemeinsame Site

02.06.2000
MÜNCHEN (CW) - Die 570 Sparkassen in Deutschland erhalten einen gemeinsamen Online-Auftritt. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV), Bonn, stellt für die Entwicklung der einheitlichen Internet-Präsenz rund 870 Millionen Mark in Aussicht. Außerdem machte er AOL zum Partner. Im Portal des Online-Dienstes gibt es in wenigen Wochen einen Sparkassenkanal.

Mehrere Monate hatten sich die Verbandsmitglieder gestritten, weil nicht alle regionalen Kassen den einheitlichen Internet-Auftritt wollen. Nun haben sie sich auf eine "Multikanalstrategie" geeinigt, wie DSGV-Kommunikationsleiter Christian Achilles das Konzept bezeichnet.

Unter einem gemeinsamen Portal ab Herbst dieses Jahres sollen sich die einzelnen Finanzhäuser darstellen und ihre Produkte verkaufen können. Damit nicht jede Kasse ihre Anwendungen komplett neu entwickeln muss, erarbeiten die Datenverarbeitungsgesellschaft Hannover und die Buchungszentrale der westfälisch-lippischen Sparkassen (BWS), Münster, Module, mit denen die Kassen ihr Angebot im Internet gestalten können.

Eine Entscheidung über einen zentralen Wertpapier-Broker steht noch aus. Geklärt werden muss beispielsweise, wo die Kunden ihre Geld- und Depotkonten haben sollen. Noch offen ist auch die Frage, wie die bei einem Online-Verkauf gebündelten Provisionserträge auf die einzelnen Filialen umgelegt werden. Die Beschlüsse zu diesem Themenkomplex vertagte der Verband auf den 3. Juli dieses Jahres.

Offen sind zudem noch Fragen in den Bereichen Baufinanzierung und Versicherungen. So steht noch nicht fest, welcher der vorhandenen direkten Baufinanzierer für das Internet-Angebot ausgebaut wird. Um zu klären, wie die Versicherungen über das Web vermarktet werden sollen, gaben die Kassen die Erstellung eines Business-Plans in Auftrag. Trotz der ungeklärten Fragen hofft der Verband, dass seine Mitglieder mit einer starken Online-Präsenz den Wettbewerb mit den Direktbanken aufnehmen können. Denn während die Sparkassen unter den Retail-Banken einen Marktanteil von 40 Prozent erreichen, liegen sie im Online-Banking weit abgeschlagen zurück.

Partner im Online-Geschäft wird der Online-Dienst AOL. Die mehr als 35 Millionen Sparkassen-Kunden können von ihrer Filiale ein AOL-Starterpaket aus Zugangs- und Homebanking-Software erhalten, mit dem sie unter anderem von Tarifen ohne Grund- und Einwahlgebühren profitieren.