Gebrauchtsoftware

Sparen mit Second-Hand-Lizenzen

09.03.2009
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.

Steigende Softwarekosten machen Gebrauchtmarkt interessant

Fest etabliert hat sich Gebrauchtsoftware auch für die Schüco International KG. Bei dem Hersteller von Fassadentechnik und Solarsystemen sind mittlerweile über 2000 gebrauchte Microsoft-Office-2003-Lizenzen im Einsatz. Seit 2005 beschäftigt sich das Unternehmen aus Bielefeld mit dem Thema Second-Hand-Lizenzen, berichtet Wolfgang Berchem, verantwortlich für IT-Infrastruktur bei Schüco. Man habe die Entwicklungen in diesem Geschäftsfeld genau beobachtet, gerade hinsichtlich der möglichen finanziellen Vorteile. Es habe jedoch eine Weile gedauert, bis sich das Unternehmen dazu durchgerungen habe, Softwarelizenzen über den Gebrauchthandel zu beschaffen.

Den Ausschlag gaben Berchem zufolge letztendlich die permanent steigenden Softwarekosten. Diese hätten die Verantwortlichen bei Schüco dazu gebracht, ihre bisherige Vorgehensweise bei der Softwarebeschaffung zu überdenken. Der IT-Leiter legte großen Wert darauf, vor dem Gebrauchtkauf die rechtlichen Grundlagen genau zu prüfen. Außerdem wurden die potenziellen Anbieter unter die Lupe genommen. Gerade beim ersten Einkauf von Second-Hand-Lizenzen müssten Aufwendungen für die juristische Validierung sowie zeitliche Verzögerungen eingeplant werden, rät der IT-Manager. Lasse sich neue Software innerhalb von zwei Tagen beschaffen, habe sich der Ersteinkauf auf dem Gebrauchtmarkt über fünf bis sechs Wochen hingezogen. "In dieser Zeit haben wir jedes Detail geprüft und validiert."

Wolfgang Berchem, verantwortlich für die IT-Infrastruktur bei Schüco, hat beim Kauf von Gebrauchtsoftware 30 Prozent gegenüber dem Neupreis gespart.
Wolfgang Berchem, verantwortlich für die IT-Infrastruktur bei Schüco, hat beim Kauf von Gebrauchtsoftware 30 Prozent gegenüber dem Neupreis gespart.

Gelohnt hat sich der Aufwand trotzdem. Berchem beziffert den Kostenvorteil gegenüber Neulizenzen auf 30 Prozent. Zudem entfalle bei Folgekäufen der Prüfungsaufwand. Die Einkaufsprozedur sei vergleichbar mit der von Neuware. Zumindest in den meisten Fällen: Nach Angaben des Schüco-Managers deckt sich das Unternehmen inzwischen oft auf dem Gebrauchtmarkt mit Software ein - in aller Regel ohne Probleme. 2006 habe Microsoft die Übertragung einer gebrauchten Select-Lizenz abgelehnt. Der Lieferant habe jedoch alternativ ein anderes Softwarepaket liefern können.

Berchem rät Interessenten, die Beschaffung von Second-Hand-Software genau zu planen. Neben einer juristischen Prüfung gehöre dazu auch, klare Kriterien für den Lizenzhändler zu definieren. Dieser müsse seine Prozesse offenlegen und in der Lage sein, die benötigten Softwaremengen zu beschaffen. Der IT-Leiter empfiehlt, ausreichend Informationen von den Händlern einzuholen, deren Ausführungen kritisch zu prüfen und zu hinterfragen. "Wir haben festgestellt, dass es unter den Anbietern große Unterschiede gibt."