Was jetzt zu tun ist

Sparen mit dem lokalen Smart Grid

06.12.2010
Von Dirk Wittler

Wofür brauchen wir dann ein Smart Grid?

Kurz gesagt - damit unsere Wirtschaft wettbewerbsfähig bleibt! Die deutsche Wirtschaft profitiert noch heute von Infrastrukturprojekten aus den 60er und 70er Jahren, die nachhaltig die Produktionsfähigkeit in Deutschland erhalten haben. Ähnlich verhält es sich mit dem Smart Grid. Energiekonzerne treiben den Ausbau der intelligenten Stromnetze unter anderem voran, um Solaranlagen oder Windkraftanlagen besser in ihr Netz einbinden zu können. Dies verlangt nach einem intelligenten Strom-Management (Steuerungsmechanismen, Umleitungsmöglichkeiten und Speicherkapazitäten), da die Produktion von Strom aus alternativen Energieträgern nicht so einfach gesteuert werden kann wie in herkömmlichen Kraftwerken. Dieser Strom ist stark von nicht beeinflussbaren Umweltbedingungen abhängig: Nicht immer scheint die Sonne auf Solarkraftwerke oder bläst der Wind in Windparks genau dann, wenn Lastspitzen im Netz auftreten. Andererseits liefern Solarkraftwerke und Windräder möglicherweise gerade dann viel Strom, wenn der Bedarf eher niedrig ist. Noch lassen sich die Schwankungen durch die vorhandenen Kohle-, Gas- und Kernkraftwerke ausgleichen, doch auf lange Sicht sollen die erneuerbaren Energien ein immer größeres Gewicht erhalten.

Foto: Dirk Wittler

Die flächendeckende Implementierung von Smart Grids ist mit milliardenschweren Investitionen verbunden. In seiner Untersuchung "Smart Grids in Europa bis 2030" weist das Marktforschungsunternehmen Trend Research den Anstieg des Marktvolumens für die wesentlichen Smart-Grid-Teilmärkte bis zum Jahr 2030 von derzeit 99 auf etwa 263 Milliarden Euro aus. Großen Anteil daran werden ITK (Informations- und Telekommunikationstechnologien) sowie Stromspeichertechnologien mit Marktvolumen von 46 beziehungsweise 66 Milliarden Euro haben. Eine Länderbetrachtung zeigt, dass vor allem die nordeuropäischen Länder eine Vorreiterrolle in der Realisierung von Smart-Grid-Konzepten einnehmen werden. Bis dahin ist es jedoch noch ein langer Weg. Während sich Technologiehersteller bereits jetzt positionieren und in starker Konkurrenz einen anbietergetriebenen Markt bilden, reagieren die Anlagen- und Netzbetreiber noch verhalten.

Zahlreiche IT-Unternehmen stehen in den Startlöchern, um ihre Software und Geräte in die neue Umgebung zu übertragen. Viele arbeiten bereits bei den vom Bund geförderten E-Energy-Projekten mit Stromriesen wie EnBW, RWE und Vattenfall zusammen, darunter Konzerne wie Cisco, Google, Hewlett-Packard (HP), Siemens, SAP und IBM.

Unsicherheiten seitens der Anlagen- und Netzbetreiber bestehen laut Trend:Research in erster Linie bezüglich der Finanzierbarkeit und Umsetzung von Smart-Grid-Konzepten. Außerdem stellen unklare politische Rahmenbedingungen und Vorgaben sowie derzeit noch fehlende technische Standards relevante Hemmnisse dar. Weitere zentrale Diskussionspunkte sind die Anforderungen europäischer Anlagen- und Netzbetreiber an die Techniken für intelligente Stromnetze sowie der Zeitpunkt, zu dem die Techniken den Markt durchdringen werden.