Mehr Leistung für weniger Geld

Sparen durch Provider-Wechsel

28.03.2003
MÜNCHEN (qua) - Den Betrieb ihrer E-Business-Umgebung vertraut die Keiper Recaro Gruppe künftig der Thyssen-Krupp-Tochter Triaton an. Trotz erhöhter Leistung zahlt sie im Rahmen dieses Abkommens 15 Prozent weniger als nach dem bisherigen Vertrag mit IBM Business Services (IBB).

Obschon Keiper Recaro ein eigenes Rechenzentrum betreibt, lässt der Spezialist für Pkw-Sitzgestelle einen großen Teil seiner Software auswärts hosten. "Das war eine klassische Make-or-buy-Entscheidung", erläutert Alfons Wahlers, Leiter Organisation und Informationssysteme bei der Keiper GmbH & Co., Kaiserslautern. Ein externer Dienstleister könne viel preisgünstiger einen 7-mal-24-Stunden-Service bieten.

Seit 1993 hatte Keiper Recaro RZ-Dienstleistungen von den diversen Dienstleistungsgesellschaften der IBM bezogen. Der letzte Vertrag mit der IBB GmbH, Schweinfurt, wäre heuer - nach fünf Jahren Laufzeit - erfüllt gewesen. Vor dem Hintergrund des geplanten Umstiegs auf die "Enterprise"-Version von SAP R/3 schrieb der Automobilzulieferer den Applikationsbetrieb bereits im vergangenen Jahr neu aus - mit den Kennzahlen der künftigen Umgebung, so Wahlers.

Gegenüber dem bislang genutzten R/3-Release 4.0b verlangt die Version 4.7 etwa 50 Prozent mehr Rechnerleistung, erläutert der IT-Spezialist. Folglich hätten die ersten Angebote laut Wahlers Provider etwa 30 Prozent über den bis dahin gezahlten Gebühren gelegen. Doch der Kunde beschloss, seine marktbedingt günstige Verhandlungsposition auszunutzen.

Zunächst reduzierte Keiper Recaro den anfänglichen Bieterkreis von sieben Unternehmen auf eine vier Namen umfassende "Shortlist". Gleichzeitig kalkulierte das Unternehmen, was der Eigenbetrieb der Software kosten würde. Es kam zu dem Schluss, dass die ihm vorliegenden Angebote allesamt überteuert seien. Wie Wahlers berichtet, gelang es im Laufe der anschließenden Detailverhandlungen, die Preisforderungen um durchschnittlich eine Million Euro pro Jahr zu drücken.

Die Dimension dieser Reduzierung erschließt sich nur im Vergleich mit dem zu guter Letzt ausgehandelten Vertragswert: Er liegt bei etwa 1,5 Millionen Euro und damit um 15 Prozent unter den Gebühren, die IBB für den Betrieb der alten Umgebung verlangte. Die IBM-Gesellschaft sei keineswegs wegen schlechter Leistungen aus dem Rennen gefallen: Die Schweinfurter unterlagen erst beim Preiskampf mit den in qualitativer Hinsicht gleichwertigen Finalisten Hewlett-Packard und Triaton. Den Ausschlag zugunsten des Thyssen-Krupp-Dienstleisters hätten letztendlich die sprichwörtlichen "weichen" Faktoren gegeben. Eine große Rolle spielte offenbar der Stellenwert, den der Anbieter dem neuen Kunden beizumessen bereit war.

Der Vertrag mit Triaton ist auf fünf Jahre befristet. Nach dem dritten Jahr sieht er ein Benchmarking vor, dessen Kosten sich Kunde und Anbieter teilen werden. Neben dem Betrieb von R/3-Applikationen und Mysap-Komponenten für insgesamt 1700 User umfasst das Abkommen auch das Hosting der EDI-Systeme, des Online-Stores sowie der Personalwirtschafts-Applikationen "Paisy" und "Taris".

Der Provider wird sich auf die operationalen Dienstleistungen beschränken; Release-Auswahl, Einführung und Customizing sowie Anwenderbetreuung bleiben Sache des Kunden. Weil Triaton die Software zudem auf der gleichen Hardware betreibt wie IBB, gestaltete sich der Anbieterwechsel weitgehend unproblematisch, versichert Wahlers. Im Übrigen sehe er keinerlei Konflikt zwischen dem "Outtasking" und seiner nebenberuflichen Funktion als Vorsitzender der Deutschen SAP User Group (DSAG): "Wir betreiben im Unternehmen ein eigenes SAP-Kompetenzzentrum". "Außerdem behalten wir ja das Prozess-Know-how im Haus."