Spannungen mit BT dementiert Viag Interkom sieht sich beim Geschaeftsverlauf voll im Plan

10.11.1995

MUENCHEN (gh) - Die Viag Interkom GmbH ist erfolgreich in den Markt gestartet. Mit dieser Botschaft ging nun das Joint-venture von British Telecom (BT) und der Viag AG an die Oeffentlichkeit, nachdem es zuletzt zu Spekulationen ueber einen handfesten Krach hinter den Kulissen gekommen war. Der Newcomer im deutschen Markt will bis 1998 vor allem auf Business-Kunden und damit auf Corporate-Network- und Mehrwertdienste setzen.

Mit der Oeffnung alternativer Netze zum 1. Juli 1996 ist "eine unserer Hauptforderungen" erfuellt worden, machte Geschaeftsfuehrer Hans Jochem Weiher erneut die Abhaengigkeit privater Netzbetreiber von der Telekom deutlich. Weiher bezifferte die derzeitigen Ausgaben seines Unternehmens fuer die Anmietung von Netzinfrastruktur auf 50 bis 60 Prozent der Gesamtkosten. Er erhofft sich daher ab Mitte 1996 eine Entspannung der Preissituation beim "Einkaufen von Bandbreite", die er kuenftig von der Muttergesellschaft Viag/Bayernwerk, aber auch von Anbietern wie RWE oder Deutsche Bahn beziehen moechte.

Was das eigene Unternehmen angehe, liege man, so der Viag- Interkom-Chef, beim Personalaufbau und bei der Umsatzentwicklung "voll im Plan". Danach stieg die Mitarbeiterzahl wie geplant auf mittlerweile ueber 230; bis zum Ablauf des ersten Geschaeftsjahres Ende Maerz 1996 sollen es 350 Beschaeftigte sein. Das anvisierte Umsatzziel von rund 70 Millionen Mark duerfte erreicht werden. Insgesamt wurden in den ersten vier Monaten nach Gruendung der Gesellschaft 20 Neukunden ausserhalb des Viag-Konzerns gewonnen, darunter Firmen wie Apple und VLSI. Apple beispielsweise stellt man ein internationales Sprach- und Datennetz inklusive Management zum Aufbau der "Apple Assistance Centers" zur Verfuegung.

Daneben profitiert man, wie es in Muenchen hiess, von der "alten" BT-Kundenbasis in Deutschland - die vor allem X.25-Services sowie das Produktportfolio des BT/MCI-Joint-ventures Concert nutzt. Spannungen im Verhaeltnis zwischen BT und Viag bestritt Weiher: "Die Zusammenarbeit funktioniert auf allen Management-Ebenen hervorragend." Entsprechende Geruechte waren seit Gruendung der Viag Interkom gehandelt worden und erhielten durch den Ausstieg von RWE bei CNI neue Nahrung. Der Essener Energieriese koennte, so wird spekuliert, versuchen, mit den Briten ins Geschaeft zu kommen, falls sich die Gespraeche mit AT&T endgueltig zerschlagen.

Vorerst wolle man sich, so Weiher, voll auf die Geschaeftskunden konzentrieren - mit Frame-Relay- und Corporate-Network-Services sowie weitere Mehrwertdienste. Bereits im September wurden zwei Dienste fuer SAP-R/3-Anwender vorgestellt, die den Direktzugriff auf die R/3TM-Online-Services und Datentransport zu Data- Warehouses unterstuetzen.