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Sozialer Aktivismus verlagert sich ins Web

01.12.2008
Von pte pte
Sozialer Aktivismus verlagert sich im Internet-Zeitalter zunehmend ins Web.

Seine Verfechter organisieren mittlerweile Demonstrationen auf dem Online-Videoportal YouTube, initiieren virtuelle Spendensammlungen und nutzen soziale Netzwerke wie Facebook, um die Welt mit ihren Anliegen zu konfrontieren. "Die nächste Evolutionsstufe der Philanthropie liegt im Web", erklärt Ted Hart, Co-Autor des Buchs "People to People Fundraising: Social Networking and Web 2.0 for Charities", gegenüber "CNN". Besonders im Bereich des Sammelns von Spendengeldern habe sich das Netz inzwischen zu einem entscheidenden Instrument für Non-Profit-Organisationen (NPOs) entwickelt. Die US-amerikanische Bevölkerung habe alleine im Jahr 2007 an die 10,4 Milliarden Dollar im Internet gespendet. Vor sechs Jahren seien über diesen Weg lediglich 550 Millionen Dollar an Spendengeldern lukriert worden, schildert Hart.

Das Internet spielt in diesem Zusammenhang vor allem seine enorme Reichweite als wesentlichen Vorteil aus. "Das Web macht es NPOs wesentlich leichter, so viele Menschen wie möglich mit ihren Anliegen zu erreichen. Ein persönliches Treffen könnte das niemals leisten", stellt Nicole Wickenhauser, Sprecherin der US-NPO WaterPartners International, fest. Erst kürzlich habe die Organisation eine globale Kampagne im Internet gestartet, die eine Bereitstellung von sicherem Trinkwasser in Entwicklungsländern zum Ziel hat. Für diese Aktion sei man bewusst nicht den traditionellen Weg gegangen. "Wir haben uns dafür entschieden, die Kampagne online zu starten. Dadurch haben wir eine Menge Geld und Zeit gespart", betont Wickenhauser. Die Online-Aktion habe zudem eine enorme Resonanz rund um den Globus ausgelöst. "Während der Durchführung der Kampagne verzeichneten wir auf unserer Seite einen Traffic, der zweimal so groß war wie die üblichen Durchschnittswerte", merkt Wickenhauser an.

"Dass das Internet für Aktivitäten im Bereich des sozialen Aktivismus zunehmend an Bedeutung gewinnt, kann ich nur bestätigen", meint Volker Gaßner, Leiter des Bereichs Presse und New Media bei Greenpeace Deutschland, im Gespräch mit pressetext. Wie viel Mobilisierungspotenzial im Web stecke, habe erst kürzlich der Präsidentschaftswahlkampf in den USA gezeigt. "Besonders das Web 2.0 bietet zahlreiche Möglichkeiten, um Unterstützer für die eigene Sache zu finden", erläutert Gaßner. Greenpeace sei deshalb auf allen großen sozialen Plattformen im Netz vertreten. "Zudem sind wir gerade dabei, eine eigene Mitmach-Plattform zu gründen, auf der wir Leute suchen wollen, die sich aktiv an unseren Projekten beteiligen", ergänzt der Greenpeace-Sprecher. Die entsprechende Seite namens "greenaction.de" werde voraussichtlich bereits im kommenden Frühjahr online gehen.

Die unglaublich große Reichweite des weltweiten Netzwerks sei aber nur ein Vorteil, dem das Internet dem sozialen Aktivismus zu bieten habe. "Auch der Zeitfaktor ist in diesem Zusammenhang ein wesentlicher Pluspunkt. Die Zeit, die den Menschen heute zur Verfügung steht, um sich persönlich zu treffen, wird immer knapper. Im Web lassen sich diese Angelegenheiten innerhalb kürzester Zeit ortsunabhängig regeln", führt Gaßner aus. Trotz dieser Vorteile habe Greenpeace aber nicht vor, sich gänzlich von seinen traditionellen Offline-Aktivitäten zu verabschieden. "Meiner Ansicht nach wäre es ein gewaltiger Fehler, nur mehr auf das Web zu setzen. Ich halte vielmehr eine Kombination aus Online- und Offline-Aktionen für den richtigen Weg", so Gaßner abschließend. (pte)