Was beim Kauf von Standart-Software zu beachten ist:

Soviel wie möglich in den Vertrag reinpacken,

26.08.1977

Make or buy? Vor dieser Frage stehen EDV-Anwender, deren EDV-Personal mit der Pflege, Wartung und Modifikation bereits implementierter Programme weitgehend: ausgelastet ist, Häufiger, als ihnen lieb sein kann. Neben diesem quantitativen Problem können sich je nach Schwierigkeit der geforderten EDV-Lösung auch qualitative Kapazitätsprobleme ergeben. Hinzu kommt, daß im EDV-Bereich kaum Pläne für neue Anwendungen existieren, die über drei Jahre hinausgehen. Soll nun für eine EDV-Lösung erarbeitet werden, bleibt meist als einziger Ausweg, sich auf dem Software-Markt nach Lösungsmöglichkeiten umzusehen.

Bevor man sich auf dem Software-Markt umsieht, sollte für die "Projektidee" gemeinsam mit dem Fachbereich ein Grobkonzept erstellt werden. das als wichtigste Teile enthalten muß:

- Sämtliche Outputs.

- Mengengerüst (Stamm- und Bewegungsdaten),

- Schnittstellen zu anderen Arbeitsgebieten.

Anbieter auf dem Software-Markt sind Hardware-Hersteller, Unternehmensberatungen und Software-Häuser. Um sich einen ersten zu verschaffen, empfiehlt es sich, "Sekundärquellen" wie den Isis-Software-Report oder den Förderungskatalog des BMFT "anzuzapfen". Skepsis ist jedoch angebracht, wenn der Software-, Hersteller die Förderung durch das Bundesministerium für Forschung und Technologie als Verkaufsargument gebraucht, denn zwischen 1 Förderung und Qualität des Softwareprodukts - diese Erfahrung haben wir gemacht - besteht keine Kausalität.

Spreu vom Weizen trennen

Mit Hilfe der Sollkonzeption läßt, sich nun in einer ersten Selektion die "Spreu vom Weizen" trennen. Dies geht relativ einfach, da beide Kataloge in Kurzform das Leistungsprofil der Software beschreiben.

Nach dieser Selektion werden die verbliebenen Anbieter gezielt angeschrieben, Nach unseren Erfahrungen reagieren potente Software-Hersteller sehr rasch und geben ein Angebot mit detailliertem Informationsmaterial ab. Dies war nicht immer so, aber mittlerweile hat sich auch bei den Software-Anbietern die Erkenntnis durchgesetzt, daß nur eine intensive systematische Informationspolitik gegenüber den Anwendern zu einer Überwindung der Akzeptanzschwelle für Standard-Software führen kann.

Mindestanforderungen fixieren

Von entscheidender Bedeutung sind Anforderungen und Erwartungen, die der Fachbereich an die Software hat. Dazu ist es notwendig, saß der Fachbereich ein Anforderungsprofil - am besten in Form einer Checkliste formuliert. Die Faktoren, die unbedingt durch die Software abgedeckt werden müssen, sind besonders zu kennzeichnen. Den Idealfall, daß Anforderungs- und Leistungsprofil deckungsgleich sind, wird es in der Praxis kaum geben. Die Kennzeichnung von "Mindestanforderungen" ist daher eminent wichtig, denn nur wenn diese durch das Software-Paket abgedeckt werden, wird der Fachbereich bereit sein, sich mit dem Produkt zu identifizieren.

Laufzeitverhalten und Speicherbedarf

Neben dem Anforderungsprofil des Fachbereichs muß auch die EDV-Abteilung ihre Anforderungen präzisieren. Dabei sind von besonderem Interesse:

- Maschinenkonfiguration und Hauptspeicherbedarf,

- Betriebssystem,

- Programmiersprache,

- Wartung,

- wahrscheinliche Laufzeit des Programms.

Der vom Hersteller angegebene Speicherbedarf ist als Mindestforderung anzusehen. In vielen Fällen - das hat sich gezeigt - bringt eine Erhöhung des Hauptspeichers ein wesentlich günstigeres Laufzeitverhalten. Es empfiehlt sich, vor Vertragsabschluß eine schriftliche Erklärung über das Laufzeitverhalten bei verschiedenen Speichergrößen anzufordern.

Zusätzliche Auswahlkriterien sind das Firmenprofil des Anbieters und Referenzen. Sie werden immer dann den Ausschlag für ein Produkt geben, wenn funktionale Leistungskomponenten ähnlich oder gleich sind.

Unbedingt Referenzen prüfen

Die genannten Leistungskriterien müssen dann noch um die Kosten ergänzt werden. Der Paketpreis ist bekannt, Schwierigkeiten ergeben sich jedoch bei der Bestimmung der Kosten für Anpassung, Wartung, Installation und Schulung.

Nach dieser Checkliste sollten die vorliegenden Angebote erneut selektiert und bewertet wePrden. Ist die Bewertung abgeschlossen, sollten die angegebenen Referenzen aufgesucht werden, damit man sich "vor Ort" ein Bild über die Leistungsfähigkeit des Software-Produktes machen kann.

Fazit: Nur eine gründliche Voruntersuchung, deren Ergebnisse in den Vertrag einfließen sollten, bietet die Gewähr dafür, daß man keine Software implementiert, die später zu einem ständigen Ärgernis für alle Beteiligten wird.

* Werner Lücking ist Leiter der Abteilung Abrechnungssysteme bei der Firma Eckes, Mainz.