Kriterien für die Auswahl professioneller Geräte:

Sorgfältige Wahl erspart manche Qual

23.05.1986

Keine Frage, seitdem die Zahl der Druckerhersteller jeglicher Art und Technologie und deren Absatzmittler - OEMs, Systemhäuser, Händler - fast unüberschaubar geworden ist, haben es die Benutzer oder die sogenannten Endanwender dieser Peripheriegeräte außerordentlich schwer, die richtige Auswahl zu treffen. Damit kann die Wahl zur Qual werden.

Dabei darf nicht verkannt werden, daß zum Beispiel Systemhersteller, Systemhäuser und Systemintegratoren nicht so sehr auf die Peripherie schauen, sondern im wohlverstandenen Sinne den Gesamtnutzen des Systems als Ganzes in den Vordergrund stellen.

Jedoch wird nicht zuletzt aufgrund von mehr oder weniger genormten Schnittstellen und Standardemulationen, wie zum Beispiel IBM PC, den Anbietern von EDV-Peripherie Tür und Tor geöffnet, "kompatible Drucker" anzubieten.

Neben den reinen Hardware-Kriterien, die bei der Auswahl eines Druckers von Bedeutung sind, sollte geprüft werden, ob der Lieferant eine anwendungsgerechte Druckerpalette anbieten kann und ob Beratung und Service die notwendigen Voraussetzungen aufweisen.

Folgende Auswahlkriterien für Drucker sollte der potentielle Anwender vor dem Kauf beachten beziehungsweise prüfen:

- Geschwindigkeit,

- Datendurchsatz/Druckvolumen,

- Kosten,

- Belastbarkeit.

Die Leistung für Drucker wird im allgemeinen mit der Geschwindigkeit in Zeichen pro Sekunde angegeben. "Normale" Schriftstücke, wie zum Beispiel Fakturen, Lieferscheine, Angebote und Schriftwechsel, werden mit zehn Zeichen pro Zoll (Standard-Schreibdichte) erstellt.

Die heutige Druckertechnologie macht es möglich, mit zwölf Zeichen pro Zoll oder 15-17 Zeichen pro Zoll zu drucken. Eine höhere Druckdichte - die Zeichen werden einfach näher aneinandergerückt, bei jedoch gleichbleibender Bewegungsgeschwindigkeit des Druckkopfes über eine Druckzeile - erhöht automatisch die Anzahl der gedruckten Zeichen pro Sekunde.

Ein typischer Wert betragt beispielweise 160 Zeichen je Sekunde bei zehn Zeichen pro Zoll.

Wird jedoch mit einer Zeichendichte von zwölf Zeichen pro Zoll gedruckt, so erhöht sich die Druckgeschwindigkeit in dieser Betriebsart auf:

(160 Z/s x 12 Zoll)/(10 Z/Zoll)=179 Z/s

Tatsache bleibt, daß sich die Druckkopfbewegung nicht verändert. Bei einer Schreibdichte von 15 Zeichen pro Zoll ist die Abweichung noch gravierender; der Drucker schreibt nun sogar mit 184 Zeichen in der Sekunde.

Manche Hersteller nutzen diesen Umstand zu einem Täuschungsmanöver: In ihren Prospekten machen sie Geschwindigkeitsangaben, ohne jedoch die Relation und Bezugsgröße zur Druckdichte anzugeben.

Bei oberflächlicher Lesart von Spezifikationen wird dem Leser der Eindruck eines "schnellen" Druckers vermittelt. Potentiellen Anwendern sei daher empfohlen, vor dem Kauf die Geschwindigkeitsangaben zu relativieren.

Spezifikationen vermitteln unwollständiges Bild

Die Geschwindigkeitsangaben sind, wie oben erläutert, immer auf eine zu druckende Zeile bezogen. Eine typische Anwendung beinhaltet jedoch die Ausgabe vollständiger Formulare. Das heißt, das Drucken von Formularen erstreckt sich über etliche Zeilen, so daß eine Zeilenumschaltung beziehungsweise ein Papiervorschub erfolgen muß. Die Zeiten, die erforderlich sind, um das Papier zu transportieren, beeinflussen maßgeblich die gesamte Druckzeit eines Dokuments. Der Gesamtdurchsatz ist also das "Maß aller Dinge" und nicht etwa die reine Druckgeschwindigkeit.

Ein langsamer Zeilenvorschub beeinträchtigt den Datendurchsatz ganz außerordentlich. Deshalb muß die Frage des Anwenders nach der Dauer des Zeilenvorschubs erlaubt sein. Ein Vergleich mit anderen Modellen bringt hier Klarheit. So kann ein Drucker mit hoher Geschwindigkeit pro Zeile und "lahmem" Zeilenvorschub insgesamt ungünstiger abschneiden als ein Gerät, bei dem beide Werte im Mittelfeld liegen.

Entscheidend ist also die Gesamtheit aller Leistungsmerkmale des Druckers. Am besten lassen sich diese natürlich ermitteln über den Zeitaufwand, der benötigt wird, um eine Anzahl von Dokumenten zu bedrucken. Oder einfacher: Welche Anzahl von Dokumenten innerhalb von zum Beispiel 10 Minuten mit dem Druckertyp A, B oder C erstellt werden kann. Hier zeigt sich dann der "wahre Leistungsträger". Auch die Frage des Durchschlagvolumens für Mehrfachsätze ist vor dem Kauf zu beachten.

Kosten nach dem Kauf sind nicht zu vernachlässigen

Dies ist nicht neu! Der Anschaffungspreis kann verlockend günstig sein. Die Kosten nach dem Kauf sind möglicherweise unüberschaubar, nicht fixiert oder gar nicht bekannt. Drum prüfe, wer sich bindet und welche Kosten zur Betriebsunterhaltung und Instandsetzung aufgebracht werden müssen. Im Vorfeld der Kaufentscheidung können Unklarheiten natürlich eingegrenzt werden durch Befragen der Lieferanten nach

- Garantiezeiten,

- Kosten für Verbrauchsmaterial wie zum Beispiel Farbbänder (wie lang ist die Lebensdauer?),

- Reparaturzeiten und -kosten (nach Aufwand oder Pauschalpreise?)

- Instandsetzungszeiten beim Lieferanten,

- Wartungsvertragskosten (vor Ort beim Anwender oder Depotdienste beim Lieferanten oder Hersteller).

Diese Liste der Punkte ließe sich in Detailfragen sicherlich ausdehnen. Es lohnt sich, Fragen dieser Art zu stellen, um zumindest ein Gefühl zu entwickeln, wie sich die Kostensituation nach dem Kauf darstellen kann. Auch wenn aufgrund der Technologie und der hohen Fertigungsqualität im allgemeinen von zuverlässigen Geräten ausgegangen werden kann: Ein Ausfall heute oder morgen muß berechenbar sein.

Ausfälle müssen berechenbar sein

Insbesondere ist eine Betrachtung der Kosten nach dem Kauf bei Laserdruckern empfehlenswert. Diese neue Art der Drucktechnologie, die, nicht zuletzt durch die Fachpresse angeregt, in aller Munde ist, gilt es besonders zu beleuchten.

Kosten pro Blatt: Dies gilt es zu prüfen! Die Blattkosten werden beeinflußt durch

- den Anschaffungspreis,

- die Kosten des Toners,

- die Kosten der Entwickler-Einheit des Gerätes,

- die Lebensdauer der Maschine,

- die Servicekosten (Intervalle pro x-tausend Blatt) durch den Lieferanten,

- Benutzergebühr pro Blatt (ähnlich Kopierermarkt).

Man sollte vorher die Kosten je Blatt ermitteln. Voraussetzung dafür ist, daß der Lieferant diese Angaben auf Anforderung zur Verfügung stellt.

Der Anschaffungspreis kann also unter Umständen eine relativ untergeordnete Rolle spielen, denn geringe Kaufpreisunterschiede nach oben oder unten beeinflussen die Blattkosten kaum. Es lohnt sich hier zu recherchieren, bevor die Kaufentscheidung getroffen wird.

Workload ist ein maßgebliches Kriterium

Die Definition der Anforderung/Belastbarkeit oder auch "work load" ist ein maßgebliches Kriterium für die Auswahl von Druckerperipherie.

Ein einfaches Beispiel: Für den Weg zur Arbeit reicht sicherlich ein Pkw im unteren Leistungs- und Preisniveau. Man ist sich hier im klaren, daß man in puncto Komfort, Geschwindigkeit und Belastbarkeit zugunsten der Kosten Abstriche machen kann.

Liegen jedoch die Einsatzorte weit entfernt, sind also Strecken in gewissen Zeiten zu absolvieren, so liegt es nahe, ein geeigneteres Beförderungsmittel zu nutzen.

Auf Drucker übertragen, bedeutet dies: Wie viele Seiten (Formulare) müssen pro Tag/Monat etc. erstellt werden, um das Pensum erfüllen zu können?

Dazu zwei extreme Applikationen:

a) Um pro Tag 10 Formulare zu bedrucken, reicht sicherlich ein Lowcost-Drucker, bei dem offensichtlich die Geschwindigkeit und der Datendurchsatz eine untergeordnete Rolle spielen.

b) Um pro Tag 100 oder mehr Formulare erstellen zu können, wird ein professionelles Arbeitsgerät benötigt, das in der Lage ist, diesen Leistungsumfang reibungslos und auch auf Dauer bewältigen zu können.

Das heißt, die Frage des zu erwartenden Druckvolumens, auch über einen längeren Zeitraum, muß sorgfältig ermittelt werden. Denn die Beantwortung dieser Frage gibt die Vorgabe, welche Peripherie mit welchen Leistungsdaten für die Anwendung erforderlich ist. Hier bereits wird entschieden, welche "Geräteklasse" zur Entscheidung ansteht.