Sony-Konzern erwägt strukturellen Umbau

29.03.2005
Das Management schließt einen Verkauf unprofitabler Einheiten nicht aus.

Zu groß, zu komplex und in weiten Teilen ineffizient. So charakterisiert Sonys künftiger zweiter Mann, Ryoji Chubachi, die Struktur des japanischen Elektronikkonzerns. Um die Effizienz zu verbessern, werde das Management alle Organisationseinheiten auf den Prüfstand stellen. "Wir haben noch keine spezifischen Pläne, aber Ausgründungen und andere Maßnahmen sind möglich", erklärte der Manager gegenüber der "Financial Times".

Mit dem Briten Howard Stringer berief Sony im März erstmals einen Ausländer auf den Chefposten. Zum 22. Juni wird er CEO Nobuyuki Idei ablösen, der seinen Posten nach zehn Jahren im Amt räumt. Chubachi steigt neben Stringer zur Nummer zwei in der Hierarchie auf.

Preisverfall drückt den Gewinn

Branchenbeobachter fordern schon seit längerem einen Umbau des Elektronikriesen. Angesichts des dramatischen Preisverfalls in der Branche empfehlen sie dem Konzern, sich auf profitable Marktsegmente zu konzentrieren. So bringe etwa das PC-Geschäft nicht die gewünschten Ergebnisse. Auch die Aktivitäten im Sektor Banken und Versicherungen verliefen nicht zufrieden stellend.

Vom ursprünglich formulierten Ziel, im Jahr 2006 eine operative Gewinnmarge von zehn Prozent zu erwirtschaften, verabschiedete sich Chubachi. In den nächsten zwei bis drei Jahren sei dies nicht erreichbar. Einige Finanzanalysten gehen davon aus, dass es Sony lediglich gelingen werde, die operative Marge von derzeit 1,3 Prozent auf zwei bis fünf Prozent im Jahr 2006 zu steigern.

Der scheidende CEO Idei hatte schon vor Jahren angekündigt, die einbrechenden Gewinne im Kerngeschäft der Unterhaltungselektronik durch wachsende Einnahmen mit Inhalten und Software zu kompensieren. Diese Strategie ging bislang nicht auf. Nach der überraschenden Berufung Stringers und dem Rücktritt sämtlicher operativen Vorstände erwarten Branchenexperten nun eine Radikalkur.

Sonys Problem sei nicht technischer Art, betonte Chubachi. Vielmehr führe die komplexe bürokratische Struktur zu einer ineffizienten internen Kommunikation. Er wolle die Organisationsstrukturen vereinfachen und zugleich Ressourcen in Wachstumssegmente lenken. (wh)