Absatzmarkt für DEC, Apollo und Sun wird enger:

Sony betritt deutsche Workstation-Szene

09.12.1988

MÜNCHEN (CW) - Sony will einen Fuß in den deutschen Workstation-Markt setzen. Vehikel für die Pläne des Elektronik-Multis soll das in Japan bereits seit zwei Jahren marktführende Doppelprozessor-System "News" sein.

Zielmärkte für die Workstations sind die klassischen Anwendungsbereiche: Software-Entwicklung, Electronic Publishing, CAD und der Einsatz in LANs. Mit Motorola-CPUs und Positionierung für Netzwerkanwendungen (News = Network-System) sollen sich die Rechner neben den Branchenführern DEC, Apollo und Sun behaupten. Erstes Etappenziel: ein Marktanteil von 10 Prozent.

Die 32-Bit-Systeme mit Rechenleistungen zwischen 2,8 und 5,3 MIPS laufen unter dem Sony-Betriebssystem News OS 3.1, das auf Unix 4.3 aufgebaut ist. Die News-Familie besteht aus dem Spitzenmodell NWS-1930, der -1850, -1750 und dem Low-End-System

-721. Bis auf den letzt genannten sind die Rechner standardmäßig mit zwei Zentraleinheiten mit einer Taktfrequenz von 25 Megahertz und 16 bis 32 MB RAM ausgerüstet. Das System NWS-721 taktet eine CPU 68020 mit 20 Megahertz.

Alle Modelle verfügen über einen Ethernet-Controller und einen 125-MB-Streamer. Als Steckplätze sind drei Input/Output-Slots mit VME-Erweiterung eingebaut. Grundlage für die Kommunikation sind die Protokolle TCP/IP und XNS. Lieferbare Programmiersprachen sind C, Fortran 77, Lisp und Pascal.

Um potentiellen Kunden alle unter Unix verfügbaren Softwarepakete anbieten zu können, leistet der Deutschland-Newcomer noch Überzeugungsarbeit bei den großen Softwarehäusern. Diese müssen ihre Programme auf News portieren. Nach Angaben von Sony gibt es im internationalen Bereich bereits 400 entsprechend modifizierte Applikationen und erfolgversprechende Verhandlungen. Ab Januar kommenden Jahres bietet Sony die News-Rechner mit einer löschbaren optischen Platte an, mit der auch der Next-Rechner von Apple-Vater Steve Jobs ausgerüstet wird. Die Preise für die Workstations liegen zwischen 30 000 und 120 000 Mark.

Im Branchenstreit Unix V contra AIX will sich Sony zurückhalten. "Was gewinnt, wird portiert", sagte Sony-Vertriebsleiter Dietmar Witt. Auf Bewährtes setzt Sony auch in Sachen Personal. Vom Rivalen Sun kommt fast die gesamte Crew der neugegründeten Sony Microsystems Deutschland mit Sitz in Frankfurt.