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Legalisierung von P2P-Portalen

Songwriter-Verband fordert Filesharing-Pauschale

07.12.2007
Von pte pte
Der kanadische Songwriter-Verband Songwriters Association of Canada (SAC) hat zusammen mit der Musiker-Vereinigung Canadian Music Creators Coalition (CMCC) einen Plan zur Legalisierung von Filesharing-Netzwerken entwickelt. Zentraler Bestandteil ist eine Pauschalgebühr.

Die Initiative sieht vor, pro Internetanschluss eine monatliche Pauschale als Urheberrechtsabgabe von den Nutzern einzuheben. Mit der Gebühr in Höhe von umgerechnet rund 3,40 Euro würde einerseits der Tausch von Musikdateien auf eine legale Ebene gehoben, andererseits könnten die Mitglieder der Musikervereinigungen dann auch am Filesharing mitverdienen. Um das Projekt umzusetzen bzw. darauf aufmerksam zu machen, sammeln die kanadischen Musiker-Vertreter nun online Unterschriften. Ob die Musikindustrie diese Idee unterstützen wird, ist allerdings fraglich. So zeigt sich der Verband der Österreichischen Musikwirtschaft IFPI Austria skeptisch gegenüber dem Plan der SAC. "Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen darf es keine Tabus geben. Aber Pauschalmodelle, die einer kollektiven Enteignung der Kreativen gegen ein Almosen gleichkommen, lehne ich ab", sagt Franz Medwenitsch, Geschäftsführer der IFPI Austria, gegenüber pressetext. Basis für jedes Geschäftsmodell müsse eine Lizenz sein. Wer dieses Grundprinzip infrage stelle, setze die Axt an die Wurzel der Kreativbranchen. "Legale Alternativen sind längst da: Das Online-Angebot ist auf mehr als vier Millionen Songs gestiegen. Allein in Österreich kaufen bereits 500.000 Konsumenten Musik im Internet", so Medwenitsch weiter.

Eine Idee zur Harmonisierung von Filesharing und der Wahrung von Urheberrechten hatte unlängst auch der britische Musikmanager Peter Jenner im Rahmen einer Fachkonferenz in Wien aufgeworfen. Er wünscht sich ein grundlegendes Gebührenmodell für Online-Musik, das so gering angesetzt und möglichst unsichtbar abgewickelt wird, dass es den Nutzern gar nicht auffällt, für die Künstler aber dennoch ein entsprechendes Entgeld abwirft. "Der Plan, den wir vorschlagen, würde nichts daran ändern, wie die Leute ihre Musik beziehen. Niemand würde mehr für den Tausch von Songs verklagt und das Filesharing würde vollkommen legal werden", lautet ein Teil der Erklärung, die auf der SAC-Homepage zu lesen ist.

Außerdem würden Musikverleger und Plattenfirmen dann für ihre wichtige Rolle bei der Unterstützung kanadischer Musiker fair vergütet. Laut Verband werden allein in Kanada jährlich rund 1,6 Milliarden Musikdateien im Netz getauscht. Im Jahr 2005 beispielsweise seien aber nur 38 Millionen Downloads auch bezahlt worden. Somit sei klar, dass die Konsumenten ihren Wunsch nach Filesharing deutlich gemacht hätten, argumentieren die Songwriter-Vertreter. Mit der Umsetzung ihres Plans würde sowohl diesem Wunsch als auch den Rechten der Musikschaffenden genüge getan.

Zunächst müsste dafür allerdings auch das kanadische Copyrightgesetz neu geregelt werden und dann das Recht zur anteiligen Entlohnung für den Musikdateientausch darin integriert werden. Die Gebühr in Höhe von fünf kanadischen Dollar ist laut SAC ein ideales Preis-Leistungsverhältnis, da einerseits die Auswahl an verschiedenen P2P-Plattformen sehr groß sei und bestehende Abodienste derzeit mehr Geld für weniger Inhalt verlangen würden. Außerdem würde die Musikindustrie finanziell stark von der Filesharing-Pauschale profitieren. Demnächst wollen SAC und CMCC sich mit der Musikindustrie, Konsumentenvertretern und Internetprovidern in Verbindung setzen und das Projekt diskutieren. (pte)