Weniger Mobilität und schwer zu vermittelnde Newcomer:

Sonderkonjunktur der DV-Jobs bröckelt ab

29.01.1982

FRANKFURT/NÜRNBERG/MÜNCHEN - Unterschiedliche Nachrichten kommen von der Arbeitsmarktfront: Einerseits werden "überdurchschnittliche Gehälter" für die qualifizierten Inhaber eines festen Jobs in der EDV gezahlt (CW Nr. 4 vom 22. Januar), andererseits registrierten die "Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit" in Nürnberg einen "verstärkten Zugang an arbeitssuchenden Informatikern". Die Zentralstelle für Arbeitsvermittlung der Bundesanstalt für Arbeit spricht gleichwohl von einer anhaltenden Sonderkonjunktur für Datenverarbeitungsfachkräfte.

Der Diebold Management Report vom Dezember 1981 veröffentlichte unter der Überschrift "Sinkende Nachfrage nach EDV-Kräften" eine Auswertung des Stellenmarktes der

Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Im Gegensatz zu früheren Jahren ist - will man dieser Analyse folgen - die Nachfrage nach Computerexperten "drastisch rückläufig". Die Untersuchung basiert auf dem Zeitraum vom ersten Quartal 1979 bis einschließlich dem dritten Quartal 1981. "Der Einbruch auf dem Arbeitsmarkt der DV-Arbeitskräfte" (Diebold), den die Stellenmarkt-Analyse zu signalisieren scheint, setzte schon im vierten Quartal 80 ein: Fast ein Drittel Fachkräfte weniger als im Vergleichszeitraum des Vorjahres wurde über Stellenanzeigen in der F.A.Z. gesucht. Diese Entwicklung hat sich dem Diebold-Report zufolge im ersten Quartal 1981 - im Vergleich zum ersten Quartal 1980 - weiter fortgesetzt.

Besonders zurückgegangen sei die Nachfrage nach Programmierern. Diese Entwicklung ist freilich nach Meinung von Branchenkennern weniger auf eine allgemein stagnierende Nachfrage zurückzuführen als auf die mangelnde Qualifikation der "Nur"-Programmierer. Der Arbeitsmarkt für Organisatoren weist denn auch eine entgegengesetzte Veränderung auf: Hier ist die Zahl der Stellenangebote von 1979 auf 1980 sogar von 530 auf 605 Angebote gestiegen. Allerdings sank die Nachfrage nach dem vierten Quartal 1980 zunehmend. Als "ruhiger" bezeichnet der Report die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Systemanalytiker, obwohl auch hier der Trend eher rückläufig sei.

Die widerstrebenden Tendenzen charakterisieren die "Amtlichen Nachrichten der Bundesanstalt für Arbeit" wie folgt: "Bei anhaltend lebhafter Kräftenachfrage kam es auf dem Arbeitsmarkt für DV-Fachkräfte im ersten Halbjahr 1981 zu einem verstärkten Zugang an arbeitsuchenden Bewerbern, insbesondere Informatikern. Ende Juni standen den 1400 offenen Stellen 470 Bewerber gegenüber, ein Zeichen für einen weiterhin anhaltenden Arbeitskräftemangel."

Offene Stellen gab es der amtlichen Unterlage nach bei Anwenderfirmen aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor, Software-Unternehmen und Herstellern von Hardware. Sie suchten für die Systemanalyse, die DV-Organisation und Software-Beratung. Weitere Schwerpunkte waren Anwendungs- und Systemprogrammierung sowie DV-Vertrieb. Gesucht wurden sowohl berufserfahrene Bewerber als auch Nachwuchskräfte. Allerdings hatten nur jüngere Fachkräfte gute Chancen. Gleichzeitig war ein Anstieg der fachlichen Anforderungen zu beobachten.

Berufsanfänger, die keinen Hoch- oder Fachhochschulabschluß vorzuweisen haben, sind nach den jüngsten Erfahrungen des Münchner Arbeitsamtes "nur schwer" zu vermitteln. Die "Amtlichen Nachrichten der BfA" vom 22. November sprechen dagegen noch von guten Vermittlungsmöglichkeiten.

Zusammenfassend läßt sich zur Zeit feststellen: Eine anhaltende Nachfrage nach qualifizierten und erfahrenen Fachkräften stößt auf ein leichtes Überangebot an nicht ausreichend ausgebildeten und zu wenig erfahrenen Berufseinsteigern. Damit verbessern sich die Aussichten der etablierten Könner weiter, während sich die Chancen der Jungen verschlechtern.

Die neuesten Arbeitslosenziffern aus dem DV-Sektor veröffentlicht die Bundesanstalt für Arbeit erst Ende Februar.