Solution-Providers-Partnerschaft mit Microsoft beschlossen SNI will Comet-Kunden mit Windows NT locken

25.11.1994

MUENCHEN (hv) - Die Siemens-Nixdorf Informationssysteme AG (SNI), Muenchen, kaempft jetzt mit Hilfe von Microsoft um das Nixdorf-Erbe: Den weltweit rund 30 000 Anwendern der Standardsoftware Comet wird der schrittweise Umstieg auf "ALX-Comet" unter Unix und demnaechst auch unter Windows NT empfohlen. Mit der proprietaeren Software fuer 8870-Rechner hat die neue Comet-Variante nicht mehr viel gemein.

Hinter ALX-Comet verbirgt sich die bereits seit einiger Zeit verfuegbare, oftmals als unvollstaendig kritisierte Unix- Anwendungssoftware ALX, die um einen "offenen Software-Bus" erweitert wurde. Dieser basiert auf Microsofts Windows Open Service Architecture (Wosa) und soll garantieren, dass kommerzielle, branchenorientierte Loesungen von SNI-Partnern entwickelt und eingebunden werden koennen. So will SNI eine "Anwendungsbibliothek" mit Produkten verschiedener Hersteller aufbauen, die irgendwann die alte Comet-Welt an Vielfalt uebertreffen soll.

Die Muenchner bieten die Software auf Server-Ebene zunaechst unter Unix an. Ab der CeBIT naechsten Jahres soll der Comet-Nachfolger dann auch unter der soeben freigegebenen Windows-NT-Version 3.5 bereitgestellt werden. Zur Messe will SNI auch Windows 95 als Client-Betriebssystem unterstuetzen. Der Einsatz der grafischen Benutzeroberflaeche und die Integration der Office-Produkte von Microsoft sollen die Anwendungssoftware entscheidend aufwerten.

Siemens-Nixdorf hat sich mit dieser Ankuendigung weitgehend auf die Seite des US-Softwaregiganten aus Redmond geschlagen.

Beide Unternehmen sind nach eigenen Angaben eine "Solution- Provider-Partnerschaft" eingegangen, die sich auf Produktbereitstellung, Marketing und Vertrieb bezieht. ALX-Comet unterstuetzt unter anderem die Microsoft-Standards Wosa einschliesslich der Open Database Connectivity (ODBC) und Object Linking and Embedding (OLE).

Die wichtigsten Programmierwerkzeuge von Microsoft kommen ebenfalls zu Ehren - mit ihnen sollen die Entwicklungspartner von SNI vertikale Branchenloesungen fuer ALX-Comet stricken und einbinden. Christian Wedell, Direktor Zentral- und Osteuropa bei Microsoft, zeigte sich hochzufrieden angesichts des Abkommens, das eine weitere Verbreitung des NT-Betriebssystems wahrscheinlich macht.

Auf die Frage, warum SNI an dem Namen "Comet" als Teilbezeichnung festhalte, obwohl die datenbankfaehige Client-Server-Loesung ALX- Comet mit der alten Variante technisch nichts mehr gemein habe, antwortete Hans-Peter Page, Leiter des Bereichs Anwendersoftware bei SNI: "Wir wollen den Kunden signalisieren, dass ALX-Comet der legitime Nachfolger ist."

Um nicht den Eindruck zu erwecken, es handele sich um einen Marketing-Trick, unterstrich Page, es sei moeglich, die neue Loesung zu implementieren und dabei alte, unter Unix eingesetzte Comet- Module in den Software-Bus zu integrieren. Der Datenaustausch zwischen der ALX-Datenbank und dem Comet-File-System funktioniere; langfristig sei jedoch ein Wechsel in die modernere Umgebung anzuraten, da ein Ende der Comet-Entwicklung absehbar sei.