Sollen Mittelständler mieten oder kaufen?

07.09.2006
Jede Entscheidung über den Einsatz bestimmter Techniken wird auch unter finanziellen Gesichtspunkten getroffen. Das betrifft insbesondere die Frage nach dem Betriebsmodell für Software.

Mietapplikationen sind im Markt für betriebswirtschaftliche Standardsoftware zu einer ernsthaften Alternative zu den Kaufausführungen der etablierten Hersteller geworden. On-Demand-Applikationen, die Anwender gegen eine monatliche Gebühr je nach Bedarf nutzen dürfen, werden von den Anbietern vor allem als Lösungen für mittelständische Kunden positioniert.

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Welches Modell ist das richtige?

Kleine Firmen sollten auf der Suche nach dem richtigen Betriebsmodell folgende Kriterien prüfen:

• Kosten: Kann Ihr Unternehmen sich eine Kaufsoftware leisten?

• Verfügbarkeit: Welche Betriebszeit garantiert der Anbieter von Mietsoftware, und wie schnell behebt er Probleme?

• Datenkontrolle und -sicherheit: Ist es für Sie akzeptabel, Daten außerhalb Ihres Unternehmens und möglicherweise im gleichen Rechenzentrum wie Ihre Wettbewerber zu spei-chern?

• Funktionsumfang und Anpassungsmöglichkeiten: Erfordern Ihre Geschäftsprozesse mehr Konfigurations- und Anpassungsmöglichkeiten, als der On-Demand-Provider liefern kann oder will? Benötigen oder planen Sie die Integration der Anwendung mit Inhouse-Applikationen oder anderer Mietsoftware?

• Skalierbarkeit: Ist die Software darauf vorbereitet, dem Wachstum des Unternehmens zu folgen? Möchten Sie lieber die Software ersetzen, wenn sie dem Geschäftswachstum nicht standhält, oder lieber die Applikation mit dem Unternehmen wachsen lassen?

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James McGowan hat die beiden Betriebsmodelle in einem Artikel in der CW-Schwesterpublikation "Computerworld" verglichen. McGowan ist President und CEO von Everest Software, einem Haus, das sowohl On- Demand- als auch On-Premise-Software (Kaufsoftware) vertreibt.

Mietsoftware

Dieses Modell bietet kleinen und mittelständischen Firmen einige Vorteile. Es gilt als relativ wenig riskant, weil die Einstiegskosten gering sind; die vorhandene IT des Anwenderunternehmens unterliegt keinen besonderen Anforderungen; die Lösung ist schnell eingeführt, und die Applikationen lassen sich von jedem auch entfernten Arbeitsplatz aus aufrufen und nutzen.

Geringe Einstiegskosten

Viele kleinere Anwenderunternehmen entscheiden sich aufgrund des "Pay-as-you-go"-Aspekts für On-Demand-Angebote. Der Preis orientiert sich an der Nutzungsintensität. Für die Anwenderunternehmen fallen keine riesigen Startinvestitionen an, wie es etwa bei Einführung von Lizenzsoftware der Fall ist. On-Demand ist ein Abonne-mentservice mit regelmäßigen Zahlungen. Der Softwarebetrieb wird im Data-Center des Anbieters gewährleistet, er unterhält und pflegt zudem die erforderliche Hardware.

Keine besondere IT-Installation erforderlich

Generell gilt: Je kleiner die Unternehmen, desto weniger Zeit, Geld und Erfahrung ist für Kauf, Betrieb und Pflege der IT vorhanden. On-Demand-Applikationen machen viele der für einen zuverlässigen IT-Betrieb erforderlichen Aufgaben überflüssig, weil Einführung und Administration ausgelagert werden. Obwohl auch On-Demand-Lösungen nicht ganz ohne technisches Fachwissen vor Ort genutzt werden können, reduzieren sie dennoch im Vergleich zum Eigenbetrieb den Aufwand erheblich. Die internen IT-Mitarbeiter können sich intensiver höherwertigen Aufgaben widmen, die Mehrwert im Kerngeschäft versprechen.

Kurze Zeit bis zur Produktivität

Kleine und mittelständische Firmen haben im Vergleich zu großen Unternehmen den Vorteil, schneller auf neue Marktchancen zu reagieren. Lange Vorbereitungszeiten in IT-Projekten bremsen die Unternehmen. On-Demand-Applikationen werden typischerweise konfiguriert und vorinstalliert durch die erfahrenen IT-Experten der Anbieter ausgeliefert. Sie sind daher relativ schnell einsatzbereit.

Unterstützung mobiler Anwender

Unabhängig davon, ob Anwender unterwegs, zu Hause, in einem Hotel oder im Büro sind, haben sie stets Zugang zu einer identischen On-Demand-Anwendung. Sie müssen keine Kompromisse an Funktionalität machen oder Schwierigkeiten bei der Nutzung der Applikation aufgrund ungewohnter Oberflächen fürchten, weil sie stets auf die zentral gespeicherten Anwendungen und Informationen zugreifen.

Gekaufte Software

On-Demand ist nicht notwendigerweise die richtige Wahl für jeden kleinen oder mittelständischen Betrieb. Es gibt einige Gesichtspunkte, die für den Kauf einer Applikation sprechen. On-Premise-Software ist nach drei bis fünf Jahren günstiger zu betreiben, überlässt dem Anwender die Kontrolle, bietet tief greifende Funktionen, schnelleren Zugriff und bessere Ausbaumöglichkeiten.

Datenverfügbarkeit und -eigentum

Der bedeutendste Vorteil der On-Premise- beziehungsweise Kaufsoftware ist, dass Unternehmen die komplette Kontrolle über ihre geschäftskritischen Daten ausüben. Die Informationen werden physisch auf dem eigenen Betriebsgelände vorgehalten, eine Übertragung zur außerhäusigen Speicherung ist nicht erforderlich. Der Besitz der Hardware und die Pflege der eigenen Systeme garantieren ein Maximum an Kontrolle.

Geeignet für hohe Transaktionsvolumen

Die Architektur der On-Demand-Software ist nicht immer dazu geeignet, hohe Transaktionsvolumina zu verarbeiten. Das gilt insbesondere für Installationen, in denen sich mehrere Nutzer die vorhandene Internet-Bandbreite und Rechnerleistungen teilen. Abhängig von tageszeitlichen und saisonalen Anforderungen kann die Leistung der IT-Ressourcen, die viele Anwender gleichzeitig nutzen, extremen Schwankungen unterliegen. Daher ist der Softwarekauf möglicherweise für solche Unternehmen die bessere Wahl, die mehr als 50 bis 100 Transaktionen pro Tag bearbeiten.

Weniger Ausfälle

Anbieter von On-Demand-Software garantieren ihren Kunden eine bestimmte Verfügbarkeit, die jedoch lediglich die Zuverlässigkeit der eigenen Applikationen definiert. Darüber hinaus gibt es Momente, die der Provider nicht beeinflussen kann, und zwar die Kommunikation zwischen den Anwendern und dem Rechenzentrum des Betreibers. Das On-Premise-Modell kennt diese Zugriffsprobleme nicht - für viele prosperierende Unternehmen dürfte dies ein entscheidendes Kriterium sein.

Nahtlose Hard- und Softwareintegration

Üblicherweise laufen On-Demand-Applikationen auf externer Hardware. Dadurch ergeben sich zwangsläufig Probleme, wenn diese Applikationen mit anderen Systemen der Anwenderunternehmen, zum Beispiel Kassensystemen, integriert werden sollen. Kaufen Anwenderunternehmen hingegen eine Applikation, können sie die Kontrolle über die gesamte Hard- und Softwarelandschaft ausüben. Das erstreckt sich auch auf die Flexibilität, Peripheriegeräte und Applikationen von Drittherstellern unter dem Gesichtspunkt zu wählen, wie sie sich in die vorhandene Installation und Geschäftsprozesse einfügen.

Geringe laufende Kosten

Den Vorteil der geringeren Startinvestitionen verliert das On-Demand-Modell im Lauf des Betriebs. Die Miete verpflichtet zur regelmäßigen Zahlung, selten gewähren die Betreiber zudem Mengenrabatte oder Nachlässe für zusätzliche Nutzer. Der Kauf einer Applikation ist zum Start zwar teuer. On-Premise-Software liefert im Lauf der Zeit aber einen größeren Return on Investment (RoI). (jha)