Das Abklicken von Oberflächen war vorgestern

Das industrielle Vorgehen in der Softwareentwicklung verändert auch die Arbeit der Softwaretester, meint Stephan Ziegler, Bereichsleiter Software beim IT-Branchenverband Bitkom.

CW: Wirkt sich industriell gefertigte Software auf die Qualität der Produkte aus?

ZIEGLER: In erster Line geht es bei der industriellen Fertigung von Software um Kosten und Geschwindigkeit. Doch wenn standardisierte Vorgehensweisen mit automatisierten Testverfahren und beispielsweise komponentenorientierter Entwicklung verknüpft werden, erhöht das auch die Qualität.

CW: Wie verändert diese Methode der Softwareerstellung die Arbeit von Testern?

ZIEGLER: Man sieht es am Automobilbau oder dem Maschinen- und Anlagenbau: Die Branchen sind hochgradig industrialisiert, dennoch brauchen sie Personal für die Qualitätssicherung. Die Tätigkeit der Tester ändert sich ebenso markant, wie sich die Rolle des Entwicklers wandelt. Das hat damit zu tun, dass sich Methoden und Werkzeuge für beide Berufsgruppen ändern. Beim Testen geht es weg vom manuellen und hin zum automatisierten Testen.

CW: Welcher Veränderung müssen sich Tester stellen?

ZIEGLER: Das hängt vom Entwicklungsmodell ab, das der Arbeitgeber anwendet. Bei der agilen Methode Scrum gehört Testen schon zum Entwicklungsprozess. Dem entgegen stehen klassische Ansätze wie das V-Modell, in dem erst in einer späten Entwicklungsphase getestet wird. Bei agilen Methoden sind Tester Teil des Entwicklungsprozesses, oder die Entwickler testen selbst. Entwickler müssen sich also Testwissen aneignen und Tester sich mit der Entwicklung beschäftigen.

CW: Für beide steigt damit das Qualifikationsniveau.

ZIEGLER: Richtig. Mit dem Abklicken von Oberflächen ist es vorbei. Die Tester in agilen Entwicklungsmodellen müssen näher an das Architekturmodell heran, dessen Komplexität verstehen und daraus Testfälle ableiten. Konventionelle Tester sollten schauen, welche Werkzeuge es am Markt gibt und wie sie einzuschätzen und einzusetzen sind.