Fokus auf kleine und mittlere Firmen

Softwarepiraterie in Kanzlei: BSA drückt ein Auge zu

11.04.1997

"Die Unternehmensleiter müssen in besonderen Fällen mit Gefängnisstrafen von bis zu fünf Jahren rechnen" - so oder ähnlich klingt die Drohung der BSA, mit der sie zum Einsatz legaler Software mahnt. Doch die Realität sieht - in Anbetracht wirtschaftlicher Aspekte - in der Regel anders aus. Nicht selten läßt die BSA Gnade vor Recht walten. Dieser Umstand ist offenbar auch der Nürnberger Sozietät Köning & Dr. Lauritzen zugute gekommen. Wie so oft handelte die Anbietervereinigung auch in diesem Fall auf den Tip eines BSA-Mitglieds, zu denen Unternehmen wie Microsoft, Adobe, Autodesk oder Lotus gehören, das auf den unrechtmäßigen Gebrauch von Applikationen in der Kanzlei hinwies. So hatte die Interessengemeinschaft Mitte Januar dieses Jahres eine gerichtliche Anordnung gegen die Rechtsanwalts-, Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüferkanzlei aus Nürnberg erwirkt und deren DV-Anlage von einem Computerexperten überprüfen lassen. Dabei stellte sich heraus, daß die Sozietät Microsofts Office-Paket auf 31 Rechnern benutzte, obwohl lediglich sieben Lizenzen vorhanden waren.

Doch wie in den meisten ähnlichen Fällen trennten sich die BSA und Köning & Dr. Lauritzen nun gütlich. Einzige Bedingungen: Die Sozietät erwirbt die fehlenden Lizenzen. Ebenso verpflichtet sich die Kanzlei, künftig keine unlizenzierten Programme zu verwenden und den entstandenen Schaden und die Kosten der Überprüfung zu ersetzen.

Unterdessen hat die BSA nun verstärkt auch kleine und mittelständische Unternehmen unter die Lupe genommen. Ab Mitte April will der Interessenverband unter dem Motto "Es ist Zeit, Ihre Software zu legalisieren" 10000 kleine und mittlere Firmen anschreiben und auffordern, ihre Lizenzbestände zu überprüfen, bevor sie juristische Konsequenzen erfahren.