Xephon ließ Systemprogramierer zu Wort kommen

Softwarepakete von CA und IBM bekamen schlechte Noten

15.12.1989

NEWBURY (CW) - Alles andere als rosig präsentiert sich das Angebot des Software-Giganten Computer Associates (CA) im Spiegel der Anwenderkritik. Wie das von der britischen Xephon Ltd. herausgegebene Newsletter "lnsight IBM" berichtet, rangieren die CA-Produkte noch unter der weichen IBM-Ware.

Die Ergebnisse der diesjährigen Xephon-Umfrage förderten Überraschendes zutage: Hatte das Software-Angebot der IBM in den vergangenen Jahren stets schlechter abgeschnitten als die Produkte der Mitbewerber, so durfte der blaue Riese heuer die rote Laterne weitergeben: In den Disziplinen Installationsfreundlichkeit, Händlerunterstützung, Kosten-/Nutzenverhältnis und allgemeine Zufriedenheit macht neuerdings die Software des CA-Konzerns das Schlußlicht; lediglich in puncto Anwenderfreundlichkeit und Nützlichkeit wurden die IBM-Produkte schlechter beurteilt.

Die jetzt publizierten Ergebnisse stutzen sich auf fünf Teiluntersuchungen, die sich mit jeweils einem fest umrissenen Segment des Softwaremarktes beschäftigten: Zugriffskontrollsysteme, Produkte für die RZ-Automation, relationale Datenbank-Management-Systeme, Performance-Monitore sowie Backup- und Recovery-Werkzeuge. 1660 Software-Lizenzen in 167 Anwenderunternehmen bildeten die Untersuchungsbasis.

Die schlechten Noten für das Charles-Wang-Imperium überraschen insofern, als dieselbe Produkte in vorausgegangenen Xephon-Studien deutlich besser abgeschnitten hatten. Doch wollen die britischen Analysten bereits eine Ursache für diesen Sinneswandel ausgemacht haben: Die befragten Anwender, in der Mehrzahl Systemprogrammierer, brächten den großen, aggressiv operierenden Software-Unternehmen möglicherweise ein mentalitätsbedingtes Mißtrauen entgegen.

Wie die Xephon-Untersuchung deutlich machte, ist die Vormachtstellung der IBM auf dem europäischen Softwaremarkt stärker ausgeprägt als in den Staaten.

Beispielsweise heißt nahezu jedes zweite Zugriffskontrollsystem auf einer in Europa installierten MVS-Maschine "RACF"; in den USA entschied sich nur ein Drittel der Anwender für das IBM-Produkt.

Ein ähnliches Bild zeigt der Markt für Backup- und Recovery-Systeme: Überläßt Mother Blue in den USA die Hälfte dieses Marktes dem Mitbewerb so läuft in drei von vier europäischen das IBM-Produkt "DFDSS". Als mögliche Ursache nennt Xephon die größere Auswahl an Third-Party-Anbietern jenseits des Atlantiks.