Softwaremonopol von France Telecom soll vermieden werden Report skizziert Kosten fuer Datenautobahn in Frankreich

12.08.1994

PARIS (CW) - Auf rund 175 Milliarden Mark schaetzt Gerard Thery, ehemaliger Generaldirektor des heute selbstaendigen Fernmeldezweigs der franzoesischen Post, in einem vom Premierminister erbetenen Bericht die Gesamtkosten fuer den Aufbau eines glaesernen Verteilnetzes in Frankreich. Drei Viertel der Summe verschlingt die interaktive Software, ein Viertel die Verkabelung der Haushalte.

Rund 25 Prozent der gesamten Kosten werden Thery zufolge fuer die Verkabelung der Haushalte aufgewendet werden muessen. Der TK- Experte kommt zu diesem Ergebnis, da jeder Anschluss fuer die rund 30 Millionen Abonnenten von France Telecom im Schnitt 5000 Franc kostet.

Mit 75 Prozent wird dem Bericht zufolge jedoch die Installation einer geeigneten Software das Gros der Summe beanspruchen. Die kostspieligen Programme sind erforderlich, damit saemtliche privaten Teilnehmer interaktiv die Services der Datenautobahn nutzen koennen. Vor der Presse betonte Thery, es sei Pflicht der oeffentlichen Hand, darauf zu achten, dass es "keinen sozial ausgeschlossenen Personenkreis" gebe.

Den Verkabelungsaufwand haelt der franzoesische TK-Fachmann fuer relativ bescheiden. Da France Telecom heute ohnehin zum Unterhalt und der Verbesserung des metallischen Netzes sechs Milliarden Franc pro Jahr investiere, sei die Mehrbelastung von neun bis zehn Milliarden fuer den Carrier finanzierbar. France Telecom erklaerte dazu ergaenzend, bis zum Jahr 2000 fuer die Umstellung auf Glasfaserkabel jaehrlich weitere 20 bis 25 Milliarden Franc fuer Software-Investitionen eingeplant zu haben. Dadurch sei die Ausdehnung des Netzes von derzeit 820 000 auf zwei Millionen Kilometer Glasfaserstrecke garantiert.

Thery unterstellt in seinem Bericht zwar offenkundig, dass France Telecom und nicht die privaten franzoesischen Kabelnetzbetreiber zum Haupteigner des glaesernen Verteilnetzes wird. Er warnt aber ausdruecklich vor der Bildung eines Monopols im Softwarebereich des Netzes. In dem Bericht fehlt allerdings jeder Hinweis darauf, ueber welchen Terminaltyp die Privathaushalte an das Netz angeschlossen werden sollen: den Fernseher, den PC, Bildschirmtextgeraete

(Minitel) oder zum Beispiel entsprechend adaptierte Videokonsolen.

Thery wagt jedoch die Prognose, dass die sieben Millionen Minitel- Benutzer, die ueber 7000 oeffentliche Server bedient werden und France Telecom jaehrlich 6,7 Milliarden Franc Umsatz verschaffen, den Wechsel zu interaktiven Anwendungen im Daten-Highway muehelos bewaeltigen werden.