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Softwaremonolithen bremsen Unternehmen aus

01.10.2014
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Mit ihren klassischen Softwarearchitekturen stoßen die Anwender an Grenzen. Das Business verlangt mehr Agilität und Flexibilität. Einen Ausweg versprechen Cloud-Lösungen. Gartner-Analysten erklären, warum der Wandel alles andere als trivial ist.

Die Applikationslandschaften in den Anwenderunternehmen stecken im Umbau. Viele IT-Verantwortliche merken, dass sie mit ihren über Jahrzehnte gewachsenen Architekturen an Grenzen stoßen. Aktuelle Herausforderungen, was Agilität und Flexibilität des IT-Unterbaus betrifft, lassen sich mit den heute verbreiteten Business-Software-Systemen kaum noch bewältigen. Zu träge und unbeweglich haben sich die Softwaremonolithen ins Zentrum der IT-Landschaften gepflanzt und werden dort mehr und mehr zu einem Klotz am Bein der Unternehmens-IT.

Foto: James Thew - Fotolia.com

Der vom Business geforderte Beitrag zu Innovation und Geschäftsunterstützung lässt sich mit diesen Systemen nicht erbringen. Die IT-Chefs stecken nun in einem Dilemma. Auf der einen Seite müssen sie sicherstellen, dass die vorhandenen Applikationen weiter ihren Dienst tun und funktionieren. Schließlich hängt nach wie vor der Großteil des Geschäfts daran.

Auf der anderen Seite wächst der Druck, die Business-Software-Landschaften so zu modernisieren, dass sie künftigen Herausforderungen gewachsen sind. Unternehmen müssen schnell auf Veränderungen im Geschäftsmodell reagieren und diese in den Systemen abbilden können. Zudem müssen sie den wachsenden Ansprüchen der Nutzer gerecht werden, beispielsweise was den mobilen Einsatz der Software betrifft.

Enterprise-Resource-Planning

IT-Abteilungen sind oft zwischen der alten und der neuen IT-Welt gefangen. Nirgends wird das so deutlich wie bei den Enterprise-Resource-Planning-(ERP-)Systemen. „Die Anforderungen an Agilität und Reaktionsschnelligkeit haben die meist stark angepassten ERP-Implementierungen in eine Sackgasse geführt“, stellte Andy Kyte, Vice President von Gartner, zu Jahresbeginn fest. In der Blütezeit des ERP hätten die Verantwortlichen auf verlässliche und integrierte Systeme hingearbeitet und so lange an den ERP-Lösungen herumgeschraubt, bis diese zu den Anforderungen ihrer Unternehmen gepasst hätten. „Heute muss die Strafe für ein jahrelanges exzessives Customizing gezahlt werden“, konstatiert der Gartner-Analyst.

„Ein System, das nicht flexibel genug ist, um veränderte Geschäftsanforderungen schnell abzubilden, wirkt wie ein Anker, nicht wie ein Segel. Es bremst das Unternehmen, statt es voranzutreiben.“ Laut Kyte wächst in vielen Vorstandsetagen die Sorge wegen der zu starren Business-Software. Die oft stark angepasste und verbogene ERP-Software bewirke die nächste Welle der Legacy-Probleme. Der Analyst erwartet, dass sich Business-Software-Architekturen in den kommenden Jahren massiv verändern werden: „Das Konzept einer einzelnen zentralen ERP-Suite, die sämtliche Geschäftsanforderungen erfüllt, ist tot.“ Die Zukunft gehöre hybriden ERP-Ansätzen, die ein On-Premise-Kernsystem flexibel mit ERP-Modulen und -Funktionen aus der Cloud ergänzten.

Solche hybriden ERP-Umgebungen werden dem Gartner-Analysten zufolge bereits in fünf Jahren die Norm sein. Damit kommen allerdings neue Herausforderungen auf die Unternehmen zu, warnt Nigel Rayner, ebenfalls Analyst bei Gartner. Lose gekoppelte ERP-Suiten aus On-Premise- und Cloud-Modulen würden die IT-Abteilungen vor neue Integrationsherausforderungen stellen. Darüber hinaus sei die Adaption von Cloud-Services kein Garant, dass sich der ERP-Betrieb einfacher beziehungsweise günstiger gestalten lasse.

Viele Unternehmenslenker tappten angesichts der vollmundigen Versprechen mancher Cloud-Anbieter in diese Falle und sähen sich dann mit mehr Aufwand und höheren Kosten konfrontiert – beispielsweise weil internes Know-how aufgebaut, die Integration bewältigt und das komplexere Vendor-Management gemeistert werden muss.

„Man darf nicht davon ausgehen, dass Cloud-Anwendungen auf magische Weise Mehrwert liefern“, warnt auch Kytes und Rayners Kollegin Carol Hardcastle. Gerade für neu zusammengesetzte hybride ERP-Landschaften sei es wichtig, im Zuge von ERP-Investitionen die eigene Strategie und vor allem den jeweiligen Business Case im Auge zu behalten. Das sei in heterogen aus Cloud- und On-Premise-Bestandteilen zusammengesetzten Landschaften nicht immer einfach, räumt die IT-Expertin ein. Ein Bereich, in dem sich Cloud-Anwendungen bereits weitgehend etabliert haben, ist das Customer-Relationship-Management (CRM).