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Softwarekrise mit bösen Folgen

27.05.1988

Wie es einem Unternehmen ergehen kann, das sich mit inkompetenten Softwareentwicklern einläßt, schildert die Business Week in ihrer Ausgabe vom 9. Mai 1988:

Im Jahre 1984 entschloß sich die drittgrößte Bank der Vereinigten Staaten, die Bank of America, ihr inzwischen veraltetes DV-System durch ein neues zu ersetzen. Ziel war es, das Einlagevolumen, das bei 34 Milliarden Dollar lag, durch Neugeschäfte zu steigern. Die Bank vergab den Auftrag an ein kleineres Softwareunternehmen in Pennsylvania. Innerhalb von zwei Jahren sollte das neue System stehen.

Doch das Gegenteil trat ein: Zuerst gab es Schwierigkeiten bei der Implementierung, denn die neuen Programme konnten nicht auf der altbewährten Hardware zum Laufen gebracht werden. Das Kreditinstitut entschloß sich deshalb, vorübergehend

die Transaktionen parallel mit dem alten und neuen System zu verarbeiten. Im März 1987 wurde dann grünes Licht für die endgültige Umstellung gegeben. Damit war das Desaster auch schon perfekt: "MasterNet" brach zusammen und erholte sich nie wieder.

Verärgerte Kunden mußten von nun an monatelang auf ihre Kontoauszüge warten - Grund genug, ihre Einlagen abzuziehen. Die Bank verlor somit an die 1,5 Milliarden Dollar. Im Oktober 1987 traten die verantwortlichen Vice-Presidents zurück. Im Januar dieses Jahres - inzwischen waren rund 2,5 Millionen Programmzeilen geschrieben worden - legte man das Projekt endgültig zu den Akten. Abzuschreiben waren Investitionen von 20 Millionen Dollar. Um die entstandenen Schäden wieder zu reparieren, mußten weitere 60 Millionen Dollar aufgebracht werden.