Ohne Software läuft nichts mehr

Softwarehersteller können an der Preisschraube drehen

18.08.2022
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Software verspricht gute Geschäfte, sagt Forrester Research. Schließlich hängt das Business der Anwender an funktionierenden Anwendungen. Das schafft Abhängigkeiten.
Softwareherstellern winken gute Geschäfte, trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds.
Softwareherstellern winken gute Geschäfte, trotz des schwierigen wirtschaftlichen Umfelds.
Foto: Mikael Damkier - shutterstock.com

Steigende Inflationsraten, Angst vor Rezession und Probleme in den Lieferketten - allen wirtschaftlichen Widrigkeiten zum Trotz investieren Unternehmen weltweit in ihre Softwareausstattung. Einem Bericht von Forrester Research zufolge soll der globale Softwaremarkt zwischen 2021 und 2023 mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von über zehn Prozent pro Jahr zulegen. Für die anderen IT-Segmente prognostizieren die Analysten mit einem Plus von 4,4 Prozent jährlich eine deutlich geringere Wachstumsdynamik.

Angetrieben werden die Softwaregeschäfte in erster Linie durch die in vielen Betrieben notwendige Modernisierung von Business-Anwendungen sowie den verstärkten Umstieg auf Cloud-Applikationen. Auch innerhalb der IT-Budgets von Anwenderunternehmen bildet der Posten Software die am stärksten wachsende Kategorie. Forrester hatte für seine Studie über 650 börsennotierte Softwareanbieter befragt.

Cloud kurbelt Softwaregeschäfte an

"Investitionen in die Cloud zur Modernisierung von Legacy-Anwendungen werden den Softwareabsatz bei Front- und Back-Office-Anwendungen stark ankurbeln", heißt es in dem Bericht. Laut Forrester wird der weltweite Markt für Anwendungssoftware in den Jahren 2022 und 2023 ein jährliches Volumen von mehr als 400 Milliarden Dollar erreichen. Vor allem Front-Office-Anwendungen wie CRM-Software und vertikale Branchenprogramme seien auf Anwenderseite gefragt. Für den 64 Milliarden Dollar schweren CRM-Markt erwarten die Analysten 2022 ein Wachstum von fast 12 Prozent.

Ähnlich stark zulegen soll der Bereich Content- und Kollaborationssoftware wie Microsoft Teams, Zoom und Slack. Für ERP-Anwendungen prognostiziert Forrester für 2022 ein Plus von 10,4 Prozent, was in erster Linie auf die Bemühungen der Anwender um ihre digitale Transformation zurückzuführen sei.

Unternehmen modernisieren ihre Datenbanken

Der globale Umsatz mit Infrastruktursoftware soll laut Forrester in den Jahren 2022 und 2023 um jeweils 12,6 Prozent ebenfalls auf über 400 Milliarden Dollar ansteigen. Angetrieben wird dieser Bereich durch die Weiterentwicklung der Legacy-Datenbanktechnologie und Investitionen in Devops. Anwender fragten außerdem verstärkt nach Tech-Management-Software (plus 13,1 Prozent). Unternehmen arbeiteten derzeit mit Hochdruck daran, ihre Tech-Stacks mit komplexen serverlosen Architekturen und Containern zu modernisieren.

Die stärkste Wachstumsdynamik gibt es im Bereich der Security-Lösungen, die von Forrester ebenfalls als Infrastruktursoftware betrachtet wird. An dieser Stelle rechnen die Analysten mit einer Wachstumsrate von 15,4 Prozent pro Jahr. Die wachsende Zahl von Hackerangriffen sowie geopolitische Krisen wie der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine sowie die zunehmenden Spannungen zwischen China und dem demokratischen Taiwan haben dafür gesorgt, dass Sicherheitsthemen in den Betrieben mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird - gerade auch im Management.

Softwareanbieter können Preise erhöhen

Die gesamte Marktkapitalisierung der börsennotierten Softwareunternehmen liegt derzeit bei etwa 5,4 Billionen Dollar, berichtet Forrester. Vor gut 12 Jahren im April 2010 seien es 718 Milliarden Dollar gewesen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 18 Prozent. Die Forrester-Analysten gehen davon aus, dass das Wachstumspotenzial im Softwaremarkt noch längst nicht ausgereizt sei. Die Softwareanbieter könnten weiter ihre Preise erhöhen, ohne dass sich diese negativ auf die Nachfrage auswirken würde. Das Geschäft der Anwenderunternehmen hänge schließlich an funktionierenden Softwaresystemen. Zu den Anbietern, die zuletzt an der Preisschraube gedreht haben, gehören Adobe, Microsoft und SAP.

Dazu kommen nach wie vor hohe Gewinnspannen im Softwaregeschäft. Forrester spricht im Durchschnitt von bis zu 70 Prozent. Allerdings steigt an dieser Stelle der Druck, da die Margen im Cloud-Geschäft mit 60 bis 70 Prozent längst nicht so hoch liegen wie im klassischen Lizenz-Wartungs-Business. Gerade die Maintenance-Einnahmen, die vor allem bei etablierten Softwareherstellern wie Oracle und SAP trotz rückläufigem Lizenzgeschäfts immer noch eine wichtige Stütze für den Umsatz bilden, liefern den Herstellern oft Gewinnspannen deutlich jenseits der 80-Prozent-Marke.