Alle Aktivitäten sollen fortgeführt werden

Softwarehersteller Agilisys kauft Brain

06.12.2002
BREISACH AM RHEIN (CW) - Die Produkte und Kundenbeziehungen des Softwareherstellers Brain International AG übernimmt das US-amerikanische Softwarehaus Agilisys. Die Brain AG hat ausgedient.

Der Verkauf der Brain-Produkte ist besiegelt. Zum 1. Dezember 2002 hat der Softwarehersteller Agilisys die Vermögenswerte aller drei Brain-Gesellschaften übernommen. An das US-amerikanische Unternehmen gehen im Wesentlichen die Software, die Mitarbeiter sowie die bestehenden Verträge mit Kunden der Brain International AG sowie deren Töchter Brain Industries Solutions GmbH und Brain Automotive Solutions GmbH. Von der Aktiengesellschaft Brain bleibt nur eine Hülle, ein Unternehmen ohne Produkte, das im Rahmen des Insolvenzverfahrens abgewickelt wird.

Über die Zukunft der Produkte ist bislang noch wenig bekannt. Einem internen Schreiben zufolge übernimmt Agilisys die zurzeit 430 Mitarbeiter in Deutschland und führt die Geschäfte hierzulande fort. Insider rechnen jedoch damit, dass es einen weiteren Stellenabbau geben wird. Die beiden Bereiche "Automotive Systems" und "Industrie Solutions" sollen als eigenständige Sparten erhalten bleiben.

Das Geschäft von Brain überschneidet sich mit dem von Agilisys praktisch nicht. Die Amerikaner liefern Software für die chargenorientierte Prozessfertigung, also für Lebensmittelherstellung, Pharma und ähnliche Branchen. Brain ist dagegen auf stücklistenorientierte Fertigung spezialisiert. Daher ist es wahrscheinlich, dass Agilisys sein Branchenspektrum ausweiten will und die bisherige Software unabhängig weiterentwickeln wird. Überlappungen im Produktportfolio dürfte es, wenn überhaupt, auch dann nur in Randbereichen geben.

Agilisys ist ein Spinoff des US-amerikanischen Softwarehauses SCT, das die Mutter im April dieses Jahres an die Investmenthäuser Golden Gate Capital und Parallax Capital Partners verkauft hat. Die beiden Kapitalgeber stehen auch diesmal Pate und finanzieren die Übernahme von Brain. Offiziell wurde über den Kaufpreis bislang nichts bekannt. Er soll sich aber zwischen 20 und 25 Millionen Euro bewegen.

Die Investorengruppe Golden Gate und Parallax ist auf die Übernahme von ITK-Unternehmen mit einem Jahresumsatz zwischen fünf und 25 Millionen Dollar spezialisiert. Zum Portfolio gehören der Cobol-Anbieter Microfocus und der Middleware-Hersteller Datadirect Technologies. Außerdem hat sie mit der Bankensoftwaresparte von Computer Associates und der Supply-Chain-Enablement-Sparte von Peregrine Systems in der Vergangenheit auch in Spinoffs von großen Softwarehäusern investiert. (mo)