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Softwarefirmen erwarten steigende Offshore-Kosten

14.02.2006
Der überwiegende Teil der Softwarehersteller lässt bereits offshore entwickeln. Allerdings steigen die Preise und auch die Komplexität.

Rund 84 Prozent aller Softwareanbieter lassen zumindest Teile ihrer Produkte in Offshore-Regionen wie beispielsweise Indien entwickeln. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratungsfirma Sand Hill Group, die 50 Softwareunternehmen befragte. Vor zwei Jahren betrug der Anteil der Offshore-Befürworter 63 Prozent. Firmen wie Daimler Chrysler und SAP bauen ihren Kapazitäten in Indien kontinuierlich aus (siehe auch: Daimler Chrysler verstärkt Entwicklungsarbeiten in Indien).

Die Unternehmen werden damit aber immer abhängiger von ihren Offshore-Aktivitäten, meint Madhavan Rangaswami, Mitbegründer der Sand Hill Group. Mit dieser Abhängigkeit stiegen auch die Risiken. Außerdem fänden sich zahlreiche Offshore-Enthusiasten schnell auf dem Boden der Realität wider. Zwar ließen sich durchaus Einsparungen von bis zu 40 Prozent erzielen, wenn alle Offshore-Register gezogen werden, berichtet Rangaswami. Viele Unternehmen hätten jedoch mehr erwartet.

Zudem müssten sich die Softwarehersteller neuen Herausforderungen stellen. Die Organisation verteilter Entwicklerteams erfordere einiges Geschick und sei aufwändig. Viele Unternehmen könnten diesen Bereich noch verbessern. Die Kunst liege darin, trotz verschiedener Standpunkte gemeinsame Ziele und eine einheitliche Entwicklungsmetrik zu definieren.

Zudem stiegen in den etablierten Offshore-Zentren wie beispielsweise Bangalore die Preise. Daher rückten Standorte aus der zweiten Reihe mehr und mehr in Blickpunkt des Interesses der Softwarehersteller. Noch halten die meisten Indien die Treue. Vor allem die umfassenderen Kenntnisse der englischen Sprache böten Vorteile gegenüber Standorten wie China (siehe auch: Indiens Outsourcing-Industrie wächst schnell).

Laut einem Bericht der Berater von McKinsey bedrohen auch Infrastrukturmängel den Offshore-Standort Indien. Demnach müssten die mehr IT-Absolventen besser ausgebildet werden. Nur 25 Prozent der Abgänger seien wirklich für die Arbeit in den Offshore-Zentren der großen Hersteller geeignet, berichtete McKinsey-Berater Jayant Sinha. Außerdem seien die Verkehrsverbindungen auf dem Subkontinent verbesserungswürdig. (ba)