Probleme mit der Einführung von Oracle-Anwendung

Softwarefehler kosten Agilent Profit

23.08.2002
MÜNCHEN (CW) - Dass ihr jüngstes Quartalsergebnis deutlich unter den ohnehin niedrigen Erwartungen der Analysten blieb, führt die in Palo Alto, Kalifornien, ansässige Agilent Technologies Inc. auf Schwierigkeiten mit dem Einsatz ihres neuen, auf Oracle-Software basierenden ERP-Systems zurück.

Für Umsatzeinbußen von 105 Millionen Dollar und einen operativen Verlust von 70 Millionen Dollar macht Agilent die Anwendungsprobleme verantwortlich. Diese Zahlen entsprechen etwa dem Wert einer durchschnittlichen Wochenproduktion.

Der Anbieter von Messinstrumenten und Testsystemen für die Halbleiterindustrie meldete für das am 31. Juli beendete dritte Quartal des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von insgesamt 228 Millionen Dollar. Er resultiert hauptsächlich aus einem Umsatzrückgang um fast ein Viertel gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres: Hatte das Unternehmen damals 1,82 Milliarden Dollar eingenommen, so verbuchte es heuer nur 1,39 Milliarden Dollar. Damit lagen die Agilent-Einnahmen deutlich unter den Prognosen der professionellen Marktbeobachter. Sie hatten 1,55 Milliarden Dollar erwartet.

Dass dieses Ziel verfehlt wurde, liegt laut Agilent an der im fraglichen Quartal abgeschlossenen Installation der Oracle-Software: "Die mit diesem neuen System verbundenen Fehlfunktionen waren umfangreicher, als wir es uns ausgemalt hatten", räumte Ned Barnholt, President und Chief Executive Officer von Agilent, ein. Das unternehmensweite ERP-System deckt seinen Angaben zufolge etwa 50 Prozent des Agilent-Geschäfts und sämtliche Finanzprozesse ab.

Offenbar hatte Agilent unter fehlerhaften Order-Buchungen und einer mangelhaften Umsatzverfolgung zu leiden, weil sich die in den Altsystemen gespeicherten Finanzdaten und Kundenkonten nicht problemlos in die neue Softwareumgebung übertragen ließen. Anders als der Sportschuhproduzent Nike, der seinen Softwarelieferanten i2 Technologies im vergangenen Jahr direkt für einen Teil seines Umsatzrückgangs verantwortlich machte, ist Agilent bereit, den Fehler in der eigenen Konzeption zu suchen. Wie eine Unternehmenssprecherin erläuterte, liegen die Probleme in der komplexen Integration mit den verschiedenen Legacy-Systemen begründet.

Das Oracle-Projekt war im vergangenen Jahr gestartet worden, um die Zahl der mehr als 2000 Softwareapplikationen zu verringern. Eigenen Angaben zufolge hat Agilent die Probleme mittlerweile im Griff. (qua)