Raus aus dem stillen Kämmerlein

Softwareentwickler in der Beratung

26.06.2012
Von 
Ina Hönicke ist freie Journalistin in München.
Kunden sind weniger an technischen Details als an schnellen Lösungen interessiert. Ihnen diese zu liefern, gehört bei Capgemini zu den vorrangigen Aufgaben eines Software-Entwicklers.
Gefragt sind vor allem Kandidaten, die neben dem notwendigen Technikverständnis auch Offenheit und Kommunikationsfähigkeit mitbringen.
Gefragt sind vor allem Kandidaten, die neben dem notwendigen Technikverständnis auch Offenheit und Kommunikationsfähigkeit mitbringen.
Foto: Peter Atkins/Fotolia.com

Softwareentwickler sind gefragt. Capgemini beispielsweise will bis zum Jahresende noch zwischen 150 und 200 einstellen. Gesucht werden laut Recruiting-Leiterin Christina Gräßel vor allem Hochschulabsolventen und Young Professionals. "Auf der Wunschliste ganz oben steht bei uns der klassische Softwareingenieur genauso wie SAP-Experten", erklärt Gräßel. Das Beratungshaus sucht vor allem Kandidaten, die neben dem notwendigen Technik-Know-how auch Offenheit sowie Interaktions- und Kommunikationsfähigkeit mitbringen. Da die Einsteiger zu Beginn zumeist über eine generalistische Ausbildung verfügen, findet die Spezialisierung bei Capgemini laut HR-Expertin durch die Tätigkeit in unterschiedlichen Projekten statt. Um die Kollegen in puncto Technik auf dem Laufenden zu halten, bietet das Unternehmen eine umfangreiche Palette an Weiterbildungsmaßnahmen an. Die Recruiting-Leiterin: "Cageminis Softwareentwickler arbeiten in enger Abstimmung mit dem Kunden und nicht im stillen Kämmerlein."

Der Blick über den Tellerrand

Genau das wünschte sich auch Nadine Kress. "Ich wollte so viel wie möglich technische als auch fachliche Erfahrungen sammeln und über den beruflichen Tellerrand schauen", erklärt sie. Kress, die seit sieben Jahren bei Capgemini in der Automobilbranche als Beraterin tätig ist, hat sich daher für ein IT-Beratungs- beziehungsweise IT-Dienstleistungsunternehmen und nicht für ein Anwenderunternehmen entschieden. "Nicht nur mein technisches Wissen hat sich in den letzten Jahren vergrößert, der Kontakt zu Kunden gehört mittlerweile genauso zu meinem beruflichen Alltag." Kontakt zu Kunden heiße kommunikativ zu sein, sich in Teams zu integrieren und in neue Themen einarbeiten zu können.

Nadine Kress: "Ich wollte über den Tellerrand schauen."
Nadine Kress: "Ich wollte über den Tellerrand schauen."
Foto: Capgemini

Im Geschäftsbereich Application Services werden bei Capgemini technologische Gesamtlösungen in Form von IT-Projekten umgesetzt. Hinzu komme der Betrieb und die Weiterentwicklung von Applikationen. Die Softwareexpertin: "Wir kümmern uns darum, wie die genaue Unterstützung durch die IT erfolgt und wie die wichtigsten Anforderungen der Kunden aussehen." All diese Fragen würden mit dem jeweiligen Auftraggeber individuell besprochen. Kress hält es für wichtig, dass der Softwarentwickler immer wieder reflektiere, was das Ziel der Software sei und ob Entscheidungen, die er während der Programmierung trifft, das Problem des Kunden optimal lösen. Er müsse verstehen, wie das eigentliche Anliegen des Kunden aussähe, und das große Ganze im Blick haben. "Die Entwickler kommen bei der Umsetzung ins Spiel. Zu diesem Zeitpunkt ist schon klar, wie die Software aussehen soll", meint Kress. Dennoch bleibe Gestaltungsspielraum, denn die Experten könnten nicht vorab jedes kleinste Detail durchdenken.

Nicht jeder Softwareentwickler werde automatisch zum Berater, sagt Kress. Diese berufliche Entscheidung hänge von den persönlichen Stärken ab. Dass in ihrem Unternehmen auch quer durch die Bereiche gewechselt werden kann, weiß die Beraterin zu schätzen. Dadurch könnten die Mitarbeiter sich auf ihrem Karriereweg innerhalb der Firma umorientieren. "Kollegen, deren Stärken eher in den technischen Spezialthemen, dem Projektmanagement oder in der Architektur liegen, sind genauso gefragt wie Berater", meint Kress. Schließlich würde ja auch das Spezialistentum eine wichtige Rolle im Unternehmen spielen. "Bei uns ist die Arbeit im Wesentlichen durch das Projekt, in dem man tätig ist, geprägt", erklärt sie. Durch die Matrixorganisation sei es möglich, schneller Verantwortung zu übernehmen und aufzusteigen als in der Industrie.