"Sonarflow"

Software ordnet Musik nach Genre und Stil

20.05.2010
Von pte pte
Das Start-up Spectralmind hat eine Software entwickelt, die automatisch Musik nach Stil und Genre ordnet.

Dabei verspricht sie, das Empfinden menschlicher Hörer gut wiederzugeben. "In der Audioanalyse wird ein psycho-akustisches Modell verwendet, welches möglichst nahe das menschliche Hörverhalten berücksichtigt", erklärt Spectralmind-Geschäftsführer Thomas Lidy gegenüber pressetext.

Auf dieser Basis werden Musiksammlungen visuell so geordnet, dass Nutzern das Finden ähnlicher Songs leicht gemacht wird. Ende Mai startet eine Testversion von Sonarflow in die offene Beta. Sie zeigt insbesondere, wie die Software für Online-Musikplattformen funktioniert. In weiterer Folge soll es aber auch optimierte Versionen für Smartphones oder portable Media Player geben.

Effiziente Einordnung

Die Grundidee, Musikstücke nach Ähnlichkeit zu sortieren, ist beispielsweise vom Music Genome Project bekannt, das dem Online-Radio Pandora zugrunde liegt. Doch vermeidet Spectralmind eine aufwendige händische Annotierung, sondern nutzt eine Software, die unter anderem Rhythmus und Tonhöhe berücksichtigt. "Hinter unserem Ansatz steckt eine automatische Audioanalyse, die auf etwa zehn Jahren Forschung auf internationalem Niveau basiert", erläutert Lidy.

Titel ließen sich dabei in Sekundenschnelle einordnen, wobei die Genauigkeit annähernd menschlichen Musikexperten entspricht. "Somit ist unser Verfahren kosteneffizient auch auf Musikarchive mit Millionen von Titeln anzuwenden", betont der Spectralmind-Geschäftsführer. Der aktuelle Prototyp umfasst vorwiegend elektronische Musik und liefert relativ viele Nuancen. "Bei verschiedenen Genres findet das System die bestmöglichen akustischen Unterscheidungen", meint Lidy. Noch kann das System zwar nicht aus User-Feedback lernen, doch ist das in weiterer Folge geplant.

Visualisierung

Die Ergebnisse der Analyse werden bei sonarflow in einem Interface umgesetzt, das ähnliche Titel in Blasen zusammenfasst. "Deren Größe entspricht der Anzahl der Titel, ihre Nähe zueinander symbolisiert den Grad der Musikverwandtschaft", erklärt Lidy. Der User kann dann ganz intuitiv per Mausrad in für ihn interessante Bereiche hineinzoomen. Dabei zerfallen große Blasen in kleinere, die immer feiner innerhalb der jeweiligen Musikstil-Gruppe differenzieren. Bei maximalem Zoom verbleiben nur noch Einzeltitel.

Die erste Version vermittelt im pressetext-Test den Eindruck, dass das Interface speziell auf großen Bildschirmen richtig zur Geltung kommt. Da es sich beim Demo-Partner um einen Online-Store handelt, ist das freilich keine große Einschränkung. "Zunächst soll die Technologie an Betreiber von Onlinemusikportalen und Musikdiensten lizenziert werden, darunter Mobilfunkanbieter mit Musikportalen", betont auch Lidy. Eher irritierend sind die spärlich gesäten Text-Orientierungshilfen, doch sollte ein Anbieter dem durch zusätzliche Metadaten Abhilfe schaffen können.

Mobile Zukunft

Während die Erstversion von sonarflow also eher Desktop-orientiert ist, hat Spectralmind in weiterer Folge auch mobile Endgeräte von Notebooks bis hinunter zu Smartphones und Media Playern mit Touchscreen im Visier. Neben dem Zugang zu Musik-Stores schweben dem Unternehmen dabei auch Lösungen vor, die Usern das Verwalten ihrer persönlichen Musiksammlung erleichtern. Für den Sprung auch Mobilgeräte sind noch entsprechende Optimierungen des User-Interface geplant. (pte)