Software ist wichtiger als Hardware Management-Tools entscheiden ueber Attraktivitaet von PC-Servern

22.12.1995

MUENCHEN (CW) - Anbieter von RISC-Unix- und PC-Servern propagieren ihre Systeme vermehrt als Alternativen zu herkoemmlichen Host- Systemen. Diesem Anspruch begegnen Anwender allerdings mit der Forderung nach einem leistungsstarken und komfortablen Software- Werkzeugkasten, mit dessen Hilfe sie ihre Rechner und Netzwerke verwalten und ueberwachen koennen. Wo die Hardware zunehmend austauschbar ist, muessen Systemanbieter Unterscheidungsmerkmale in erster Linie bei den Management-Tools anbieten.

IT-Manager, die ihre unternehmensweite DV mit Mainframe-Systemen abwickeln, koennen sich bei ihrer Alltagsarbeit auf Administrations-Werkzeuge stuetzen, wie sie etwa Candle, Legent, Boole & Babbage oder Computer Associates fuer Grossrechner anbieten. Auf den Komfort dieser eingefuehrten Software-Tools zielen insbesondere Anbieter von Grossrechnern ab, wenn sie in Downsizing- und Client-Server-Diskussionen die Qualitaet von System-Management- Tools fuer den Unix-Markt hinterfragen, um damit auch die Tauglichkeit von CS-Konzepten in Zweifel zu ziehen.

Nicht von ungefaehr kommt deshalb das Bemuehen von Unternehmen wie Compaq, HP und DEC, aber auch vom Grossrechner-Marktfuehrer IBM selbst, ihre vornehmlich unter Unix laufenden Server durch leistungsfaehige Monitorsoftware nicht nur zu veredeln, sondern als glaubwuerdigen Ersatz fuer herkoemmliche Mini- und Mainframe-Systeme ueberhaupt erst zu etablieren.

Waehrend MIS-Manager darin uebereinstimmen, dass diese Tools fuer DV- Abteilungen ueberlebenswichtig sind, gehen die Meinungen ueber die Qualitaet der mit den Unix- oder auch NT-basierten Servern ausgelieferten Administrations-Software auseinander.

DEC ueberzeugte viele Branchenbeobachter auf der Comdex im November 1995, als es seine "Server-Works-Manager"- und "Server-Works- Quick-Launch"-Software vorfuehrte. Aehnlich Compaqs "Quickstart"- Produkt soll Quick Launch die Inbetriebnahme von Servern erleichtern. Beide Produkte werden auf CD-ROM ausgeliefert.

Das auf den Spezifikationen des Simple Network Management Protocol (SNMP) beruhende Tool Server Works Manager liefert DEC auf seinen "Prioris"-PC-Servern aus. Mit ihm lassen sich nicht nur die Rechner selbst, sondern auch auf die SNMP-Schnittstellen ausgerichtete Hubs und Router kontrollieren.

"Netfinity ist das beste Management-Tool"

Die Windows-Software erkennt automatisch alle SNMP-konformen Komponenten in einem Rechnerverbund und entwirft selbstaendig einen Uebersichtsplan ueber die Topologie eines Netzes. Mit Server Works Manager ist es zudem moeglich, per Fernabfrage Server unter Kontrolle zu halten, die unter Netware, DECs Pathworks und anderer Server-Software laufen.

DECs Monitor- und Administrations-Tool deckt einen aehnlichen Funktionsumfang ab wie IBMs "Netfinity". Beide Produkte unterstuetzen einerseits SNMP, andererseits die DMI-Schnittstellen (DMI = Desktop Management Interface) der Desktop Management Task Force. Mit Netfinity in der aktuellen Version 3.05 lassen sich Systeme unter OS/2, Netware, Windows, Windows 95 und ab Anfang 1996 auch Windows NT administrieren. Mit dem IBM-Tool haben Anwender die Ressourcen ihres Computernetzes im Blick, technische Probleme koennen im Vorfeld erkannt werden, ausserdem bietet Netfinity in gewissem Umfang Helpdesk-Funktionen.

Netfinity, urteilt IDC-Analystin Lynda Fitzpatrick, sei im PC- Server-Umfeld das beste Management-Tool, "weil man mit der IBM- Software sehr tief in die Innereien der Server Einblick nehmen" koenne.

Die Software wuerde, so IBM-Manager Mitch Medford, zukuenftig auch Ferndiagnose-Moeglichkeiten sowie Funktionen fuer die Verwaltung von Rechner-Clustern bieten.

Compaq hingegen, stimmen Analysten ueberein, koenne bezueglich der Qualitaet seiner Server-Management-Software "Insight Manager" Produkten von IBM und DEC nicht das Wasser reichen. Dies liege vor allem daran, dass die auf "Prosignia"- und "Proliant"-Servern ausgelieferten Management-Tools lediglich zur Kontrolle von Hardwarekomponenten geeignet sind. Insight Manager kann Fehlervorhersagen treffen und den Zustand beziehungsweise die Auslastung von Speichersystemen und von Prozessoren ueberwachen.

Compaq raeumt durchaus ein, dass die SNMP-konforme und unter anderem fuer Netware, NT, SCO Unix und OS/2 geeignete Software noch Defizite aufweist. Man wolle sie aber im Laufe des kommenden Jahres so verfeinern, dass Anwender mit ihr nicht nur die Hardware ueberschauen. Vielmehr sollen dann nach den Worten von Compaq- Manager Jeff Erramouspe auch laufende Applikationen und ein sogenanntes Event-Management in das Administrationskonzept des Insight Managers einbezogen sein.

Dessenungeachtet glaubt Sylvia Clark, Analystin beim Beratungsunternehmen Aberdeen Group, dass Compaq ueberdies der starken Hand eines Partners bedarf, um mit Firmen wie IBM und DEC bei Server-Administrations-Produkten konkurrieren zu koennen. Auch in puncto Service und Support hatten Insider angeraten, Compaq moege sich der Hilfe Dritter versichern.

Ein gewichtiger Wettbewerber ist darueber hinaus HP. Die Server- Management-Software "Netserver Navigator" beinhaltet ein ganzes Set von Tools. Mit diesen koennen Server konfiguriert und Probleme diagnostiziert werden. Ausserdem erstellt die Software Statistiken ueber die Belastung von Netzkomponenten wie LAN-Adapter. Sie dient auch als Fruehwarnsystem fuer zu erwartende technische Probleme. Bestandteil des Navigators ist der "Netserver Assistant". Er beinhaltet Openview for Windows, HPs Workgroup-Netz-Management- System. Fuer unternehmensweite Kontrollfunktionen laesst sich der Netserver Assistant auch gemeinsam mit HPs Unix-basiertem Openview einsetzen.