GMO entwickelt auf Prime-Rechner:

Software-Engineering per Methoden-Verbund

21.09.1979

MÜNCHEN (je) - Die Hamburger Kommanditgesellschaft für moderne Organisationsverfahren (GMO) mbH & Co. hat als Waffe für den Kampf gegen die allenthalben steigenden Softwarekosten das Software-Engineering erwählt. Gleichzeitig damit entscheiden sich die Hamburger gegen das Alternativkonzept "Standard-Software".

Mit ihren Produkten "Delta" und "PPC-III" wollen sie ein Methoden- und Werkzeugkonzept für industriemäßige Software-Entwicklung und Projektmanagement zur Verfügung stellen. Die

GMO zeigt einen autonomen Software-Entwicklungscomputer auf der SYSTEMS in Halle 5, Stand 5015-5115 (Prime-Computer).

Vor der Presse erläuterte GMO-Softwarevertriebsleiter und Prokurist Wolfgang Muschter das Zusammenwirken des computergestützten Projektmanagement-Systems PPC-III und des Software-Entwicklungssystems Delta (dessen geistiger Vater Dr. Reinhold Thurner, Sodecon AG, Dübendorf/Schweiz, ist). Das für einen Aufwand von über einer Million Mark entwickelte und bislang 26mal installierte PPC-III soll die Ressourcen- und Finanzprobleme, insbesondere der Multi-Projektplanung, lösen und eine Projektfortschrittskontrolle ge- währleisten. Gerade wegen der Transparenz - auch nach oben - und Straffheit des Verfahrens zeige die Praxis, berichtete Muschter, daß alle von PPC-III tangierten Mitarbeiter überdurchschnittliche Motivation zeigten.

Die Arbeit mit PPC-III geht so vor sich, daß zunächst ein Projekt in Grob-Phasen zerlegt wird (mit Zeitbedarfsschätzung und Angaben zur vorhandenen Manpower), aus dem dann ein Termin-, Kosten- und Ressourcenplan entsteht. Eine Netzplanrechnung ermittelt kritische Wege, Pufferzeiten und äußerste Start-/Endetermine; und danach wird - orientiert an Projektprioritäten und Rechnerkapazitäten - der endgültige Ressourcen- und Terminplan erstellt.

Die Abwicklung des so (oder auch anders) vorgeplanten

Projekts übernimmt dann Delta. Dieses "Portabilitätskonzept" (Muschter) soll im Verbund mit einem "dedizierten" Minicomputer nicht nur zur Lösung von Kosten- und Rechnerkapazitäts-Problemen beitragen, sondern speziell das "Software-Risiko" vermindern, das mit zunehmendem Computerisierungsgrad auf die EDV-Anwender zukomme. Portabel ist nicht nur das Delta-System selbst - es läuft, nach GMO-Angaben, außer auf dem Prime-Rechner auch auf IBM-, Univac- bis hin zu Kienzle- und TA-Anlagen -, sondern auch ein mit Delta entwickeltes Programm: Delta überbrückt alle Schnittstellen mit Hilfe von Makros.

Wie Muschter betonte, soll Delta dem Anwender das für die jeweilige Problemstellung geeignetste Werkzeug in die Hand geben. GMO hat sich aus diesem Grund eindeutig für das Konzept des "Methoden-Verbunds" entschieden und will mit Delta ein Entwicklungs-System bereitstellen, das aus einer Gesamtheit untereinander kompatibler Verfahren besteht. Delta enthält Generatoren für funktionale Dokumentation, strukturierte Programmierung, Skelett-Methode, normierte Programmierung, Jackson-Methode, Entscheidungstabellen, automatische Cross-Dokumentation und Verzeichnisse .

Die interaktive Systementwicklung auf Delta-Basis bietet - nach GMO-Ansicht - einige erhebliche Vorteile:

- Sofortiges Feedback für den Systementwickler,

- einheitliche Nomenklatur,

- Produktivitätssteigerung,

- klare Schnittstelle zwischen Delta und dem Entwicklungscomputer.

Der Prime 350-Rechner, den die GMO sich im Frühjahr '79 zulegte, siegte nach einer intensiven Hardware-Evaluation knapp vor einem HP-3000-Mini.