Software-Anbieter sehen mit Zuversicht in das neue Jahr

03.03.1995

Im Februar hatte die Wirtschaftsfoerderung Berlin zum Unternehmertalk eingeladen. Bereits zum achten Mal trafen sich am Kurfuerstendamm DV-Firmen, um die Lage der Branche zu analysieren und Ansaetze zu einer schnellen Belebung der Geschaefte zu finden.

Wir sind als IuK-Branche in ein ziemlich tiefes Loch gefallen, krabbeln nun aber langsam wieder heraus." Gerhard Adler von der Diebold Deutschland GmbH brachte auf den Punkt, was fuer die meisten der Teilnehmer zutreffen mochte, die sich im Februar zum 8. Software-Unternehmergespraech in Berlin trafen.

Auf Initiative der Wirtschaftsfoerderung Berlin GmbH hatten sich im Hotel Kempinski rund 150 DV-Anbieter aus dem gesamten Bundesgebiet versammelt, um Erfahrungen auszutauschen.

Fuer die Hauptstadt mit Gewinn, hiess es: Die Treffen sollen bisher zu achtzehn Neuinvestitionen und sechs Kooperationen mit Berliner Firmen beigetragen haben.

IT-Branche soll sich bald erholen

Trotzdem moechte der Veranstalter nicht den Eindruck einer "vordergruendigen Werbung fuer die Stadt" aufkommen lassen. Vielmehr gehe es darum, den gemeinsamen Interessen der Software-Anbieter gerecht zu werden, die sich ansonsten im Markt als Wettbewerber gegenueberstehen wuerden. Dazu solle auch die Veranstaltungsreihe beitragen, weniger als Kongress denn als Rahmen fuer Gespraeche.

Waehrend bei frueheren Treffen noch die Hilfe zur Selbsthilfe zum Ueberleben angesagt war, ging es in diesem Jahr um die Suche nach neuen Geschaeftschancen. Nach Wachstumsraten von ueber 20 Prozent in den 80er Jahren und der folgenden Stagnation um die zehn Prozent, hatte der DV-Markt mit nur noch zwei Prozent Steigerung 1993 seinen Tiefpunkt erreicht. Die Folgen waren Sparmassnahmen und Neuorientierung in den Unternehmen.

Diebold-Berater bescheinigen der Branche fuer das vergangene Jahr eine Erholung und ein Wachstum von 4,5 Prozent, das sich 1995 bis auf sieben Prozent steigern koennte.

Eine Umfrage unter den Teilnehmern in Berlin zeigte auch wieder deutlich mehr Optimismus, obwohl viele Unternehmen in den beiden letzten Jahren hinter ihren Kalkulationen zurueckgeblieben waren.

Rund 57 Prozent aller Befragten sehen ihre kuenftigen Chancen im Business Solutions oder Outsourcen von Anwendungen. Erich Gohrke, Geschaeftsfuehrer der Dogro Partner Unternehmensberatung GmbH, Remshalden, verwies auf die "starke Nachfrage nach Beratung, Entwicklung und Betreuung von Projekten" vor allem bei den oeffentlichen Verwaltungen. Wegen des steigenden Finanzdrucks wuerde kuenftig auch das Controlling in den Kommunen und Institutionen an Bedeutung gewinnen.

Mit "Dienstleistungen im Umfeld von Standardsoftware anderer" wollen sich kuenftig 47 Prozent der befragten Firmen beschaeftigen; 34 Prozent moechten bei Multimedia und Telekommunikation aktiv werden.

"Lukrative Geschaefte in der Telekommunikation", so Dieter Steuer, Inhaber des Ingenieurbueros fuer Tele- und Datenkommunikation, Hannover, seien noch bei Management-Systemen oder Corporate Networks zu machen. Seine Forderung, den Abbau von Inkompatibilitaeten bei Hard- und Software zu unterstuetzen, fand jedoch bei den anwesenden Softwerkern wenig Applaus. Schliesslich koenne man gerade vom Anbieten von "Hilfsmitteln zur Ueberbrueckung" gut leben, meinten einige.

* Der Autor ist freier Journalist in Berlin.