Firmenfusion

Software AG und IDS Scheer suchen gemeinsamen Geist

01.04.2010
Von 
Peter Ilg ist freier Journalist in Aalen.

Gemeinsame Erfolge müssen her

Über die IT-Branche rollt derzeit eine Übernahmewelle. Der Datenbankspezialist Oracle kaufte das Software- und Server-Unternehmen Sun, die Hardwarehersteller Xerox und Dell übernahmen IT-Dienstleister und IBM den Anbieter von Analysesoftware SPSS, Hewlett-Packard kauft den Netzwerkausrüster 3Com - und die Software AG mit Sitz in Darmstadt IDS Scheer aus Saarbrücken.

Das ist eine von sechs Firmenübernahmen der Software AG in den vergangenen drei Jahren. Das Transaktionsvolumen lag insgesamt bei fast einer Milliarde Euro, 4000 neue Mitarbeiter kamen einschließlich der IDS-Scheer-Berater hinzu. Etwa 1000 brachte 2006 das amerikanische Unternehmen Webmethods ein, Spezialist für Integrationstechnologie und Business Process Management. "Jede Übernahme zieht natürlich auch Abgänge nach sich, und zwar schon innerhalb der ersten zwei Wochen nach Ankündigung des Deals", weiß Streibich aus Erfahrung.

"Was wir bei der Übernahme von Webmethods richtig gemacht haben und wiederholen wollen, ist, rasch gemeinsam Erfolg zu haben und ihn zu kommunizieren", kündigt der CEO der Software AG an. Deshalb sollen die Mitarbeiter auf beiden Seiten die neue Unternehmensstrategie und die Ziele der Übernahme möglichst schnell verstehen, um dann gemeinsam Aufträge und Kunden zu gewinnen. An zentraler Stelle wurden Workshops organisiert, in denen sich die Mitarbeiter sowohl auf sozialer Ebene als auch im Arbeitsalltag kennen lernen konnten. "Ganz wichtig" ist laut Streibich, "Teams und Führungspositionen jeweils aus Vertretern beider Unternehmen zu besetzen".

Wolfram Jost: 'Die Identität der IDS-Scheer-Berater ist nicht gefährdet.'
Wolfram Jost: 'Die Identität der IDS-Scheer-Berater ist nicht gefährdet.'
Foto: IDS Scheer

In beiden Unternehmen wurden Sonderausgaben der Mitarbeiterzeitschriften gedruckt, in denen die Firmen sich gegenseitig vorstellten. Der erste offizielle gemeinsame Auftritt fand auf der CeBIT statt. Wolfram Jost, Produktvorstand der IDS Scheer, verbreitet Optimismus: "Mein Gefühl sagt mir, dass die neue Konstellation für alle Beteiligten vielversprechende Chancen bietet." Seinen Vorstandsposten wird er bis auf weiteres behalten, wie auch die Mitarbeiter von IDS Scheer auf ihren Positionen bleiben. Deren Arbeitsverträge laufen zu denselben Konditionen weiter. Die Marke IDS Scheer wird zwar verschwinden, der Brand "IDS Scheer Consulting" unter dem Dach der Software AG aber erhalten bleiben. "Die Identität der IDS-Scheer-Berater ist somit nicht gefährdet", sagt Jost. Was aber passiert mit den Aufgaben im administrativen Bereich, etwa im Rechnungswesen, der Personalabteilung oder im Marketing? Wie viele Mitarbeiter hier ihre Jobs verlieren werden, dazu wollte sich weder Jost noch Streibich äußern.