Kooperation mit Huawei

Software AG propagiert "Made in Digital Germany"

22.03.2017
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Deutschland sei prädestiniert, die digitale Transformation der Fertigungsindustrie in Europa anzustoßen, heißt es bei der Software AG. Gleichzeitig sieht das Management damit die große Chance, seine Digital Business Platform inklusive IoT-Services besser verkaufen zu können.

"Wir brauchen kein zweites Silicon Valley", gab sich der Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG, auf der CeBIT trotzig. Deutschland besitze bereits einzigartige Wirtschaftsgüter - einen anerkannten Fertigungsstandort, das duale Ausbildungssystem und den weltweit einzigartigen Mittelstand. "Durch die digitale Transformation dieses Wirtschaftsgutes bleiben wir an der Spitze der globalen industriellen Entwicklung", glaubt der umtriebige Manager. Die führenden europäischen Software- und Industrie-Unternehmen würden schließlich auf den Weltmärkten für digitale Services gemeinsam auftreten und damit alle beteiligten Akteure stärken.

Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG, glaubt, dass sich Deutschland dank der Digitalisierung an der Spitze der der globalen industriellen Entwicklung halten kann.
Karl-Heinz Streibich, CEO der Software AG, glaubt, dass sich Deutschland dank der Digitalisierung an der Spitze der der globalen industriellen Entwicklung halten kann.
Foto: Software AG

Um das Thema weiter zu forcieren, hat die Software AG unter dem Label "Made in Digital Germany" eine weitere Industrie-4.0-Initiative ins Rennen geschickt, ohne das Ganze jedoch mit konkreten Inhalten zu füllen. Damit wolle man die europäischen Hersteller ins 21. Jahrhundert katapultieren, hieß es in der offiziellen Mitteilung des Darmstädter Softwareanbieters zur CeBIT. Deutschland verfüge über mehr als 50 Prozent der Fertigungsressourcen der Europäischen Union und sei damit prädestiniert, eine europaweite digitale Transformation in der Fertigungsindustrie herbeizuführen. Man appelliere an die breite industrielle Basis in Europa, ihre Innovationskraft durch Zusammenarbeit mit der europäischen Software-Industrie zu stärken. Europäische Hersteller müssten an die vielfältigen europäischen Stärken anknüpfen und so die digitale Weltwirtschaft vorantreiben.

Plattformen sind die treibende Kraft

Letztendlich geht es für die Verantwortlichen der Software AG jedoch vor allem auch darum, ihre Lösungen im Markt zu verkaufen. Dabei will sich der zweitgrößte deutsche Softwarehersteller nach der SAP in erster Linie als Plattformanbieter für die Digitalisierung, das Internet of Things (IoT) und Industrie 4.0 in Stellung bringen. "Software bildet die Basis für jede Disruption", sagte Streibich. "Plattformen sind die neue treibende Kraft im Markt."

Aus Sicht des Software-AG-CEOs steckten viele etablierte Unternehmen derzeit in einem digitalen Dilemma. Neue digitale Geschäftsmodelle drehten sich um Software. "Die Konkurrenten der Zukunft sind Software-Companies", prognostizierte Streibich. Während die in ihren Märkten etablierten Anwenderunternehmen mit Altlasten wie Software-Monolithen und Anwendungssilos zu kämpfen hätten, seien die digitalen Newcomer mit Micro-Service-Architekturen deutlich agiler und flexibler.

Software first

Die Verantwortlichen in den Unternehmen müssten daher eine digitale Roadmap entwickeln, rät Streibich. Das Motto dabei müsse heißen: "Software first". Darüber hinaus gelte es, die bestehenden IT-Architekturen auf den Prüfstand zu stellen und gegebenenfalls zu modernisieren. Produkte müssten smart gemacht werden für neue Daten-zentrierte digitale Geschäftsmodelle.

An dieser Stelle bringen die Darmstädter ihre "Digital Business Platform" ins Spiel, einschließlich der zentralen IoT-Softwareservices. Damit könnten Unternehmen große Datenmengen integrieren, analysieren und verarbeiten, die beim Betrieb von Smart Businesses, smarten Produkten oder Smart Factories anfielen, verspicht die Software AG. "Die Digital Business Platform der Software AG spielt im Industrial Internet vor allem dort eine zentrale Rolle, wo sich Daten, Informationen und Wissen besonders stark auswirken", erläuterte Wolfram Jost, Produktvorstand der Software AG. Die in der Plattform integrierten IoT-Services basierten auf vier Säulen: Integration, Analytics, einem Hub sowie Modelling und Portfolio Management.

IoT-Markt bleibt unübersichtlich

Aus Sicht von Jost bleibt der IoT-Markt extrem fragmentiert. Derzeit tummelten sich über 400 Anbieter in diesem Geschäft. Der Technikchef der Software AG glaubt nicht, dass es in absehbarer Zukunft einen dominierenden Player in diesem Bereich geben wird. Kunden wollten außerdem keinen Vendor-Lock-In. Der Manager plädiert deshalb auch für offene Plattformen. Jedes Unternehmen sollte in der Lage sein, sich sein eigenes individuelles IoT-Framework mit Komponenten verschiedener Hersteller zusammenzustellen. Mit diesen kundenspezifischen Frameworks könnten sich Anwenderunternehmen darüber hinaus im Wettbewerb besser differenzieren. Jost zufolge geht es heute nicht mehr um Standardisierung, sondern vielmehr um Differenzierung.

Um das eigene Portfolio auszubauen, setzt die Software AG neben eigenen Entwicklungen auch auf Partnerschaften. Im vergangenen Jahr hat das Softwarehaus verschiedene strategische Partnerschaften mit Kunden und anderen Anbietern bekannt gegeben: die IoT-Cloud-Plattform mit Bosch, die Telematikplattform für Versicherungsunternehmen mit OCTO, schnellere Entscheidungen durch Echtzeitanalysen am Rand des IoT mit Dell und die Digitalsensorverwaltung mit Cumulocity. Dazu kam nun eine strategische IoT-Technologie-Kooperation mit Huawei, die auf der CeBIT besiegelt wurde.

Software AG kooperiert mit Huawei

Huawei und die Software AG wollen Komplettlösungen für das Internet der Dinge (IoT) anbieten. Dafür sollen die Hard- und Software für eine cloudbasierte IoT-Plattform sowie Streaming-Analytics-Funktionen am Rand des IoT kombiniert werden, hieß es. Mit dem Hard- und Software-Angebot der Chinesen für Cloud- und Edge-Computing sowie der IoT-Plattform und Netzwerkinfrastruktur gepaart mit Streaming Analytics, Hybrid Integration und Predictive Analytics der Software AG könnten Unternehmen eine vollständige IoT-Cloud-Infrastruktur planen und am Rand des IoT implementieren, versprechen beide Unternehmen. Der Fokus der Partnerschaft werde zunächst auf Europa liegen und soll auch für andere interessierte Anbieter offen sein.