Neuer Microsoft-Partner kombiniert Vorteile von Thin- und Fat-Client

Softricity verbannt Windows-Anwendungen auf den Server

14.06.2002
MÜNCHEN (wm) - Obwohl Windows-Desktops teuer und komplex sind, konnten sich zentralistische Lösungen wie Terminal-Server wegen einiger Nachteile bisher nur bedingt als Alternative durchsetzen. Hersteller wie Softricity versuchen nun, mit Hybridlösungen die Vorteile von Server- und Client-Architekturen zu vereinen.

Windows ist als Desktop-Umgebung für Standardanwendungen nicht wegzudenken - zum Leidwesen vieler IT-Verantwortlicher. Hauptproblem sind die aufwändigen Maßnahmen für Softwareverteilung und Management auf den Clients. Deshalb waren Windows-Terminal-Server bisher als Alternativkonzept - auch in Form von Application-Service-Providing (ASP) - verlockend. Der Nachteil: In der Praxis sind sie nur für bestimmte Anwendungen brauchbar, verursachen eine hohe Netzlast und nicht zu vernachlässigende Client-Lizenzkosten.

Diese Defizite beider Welten verspricht der US-Hersteller Softricity mit seiner neuen Plattform "Softgrid 2.0" zu beseitigen. Wie beim Terminal-Server werden Windows-Anwendungen zentral installiert, Verteilung und Management auf den Clients entfallen somit vollständig. Startet ein Anwender auf einem Client ein Programm wie Excel, werden nicht nur die reine Bildschirminformation sowie Tastatur- und Mauseingaben über das Netz transportiert (Terminal-Client), sondern Bestandteile der Anwendung selbst. Komponenten von Excel laufen dann am PC und nutzen dort die volle Rechen- und Grafikleistung.

Entscheidend an Softgrid ist, dass eine Anwendung in ihrem Originalzustand am Server installiert wird und dabei keine Anpassungen des Quellcodes erfordert. Beim Start eines Programms werden die notwendigen Komponenten zum Client "gestreamt". Dort muss ein vom Hersteller entwickelter Wrapper namens "Systemguard" - die einzig notwendige Client-Komponente - installiert sein, der als Ablaufumgebung dient. Systemguard schottet die gestreamten Programme vom übrigen Client-Betriebssystem ab. Auf Ressourcen wie die Registry kann lediglich lesend zugegriffen werden, Schreibvorgänge werden innerhalb dieser Virtualisierungsschicht abgefangen und zwischengespeichert, so dass persönliche Einstellungen des Anwenders erhalten bleiben. Der Vorteil dieses Konzepts liegt darin, dass sich derart gestreamte Programme wie lokale Windows-Anwendungen verhalten und alle Dienste wie etwa OLE oder Hardwarezugriffe bereitstellen. Server-seitig dient eine Management-Konsole dazu, die Server zu konfigurieren, Lizenzen sowie die Zugriffe von Usern und Gruppen zu verwalten und die Last zu überwachen.

Softgrid konkurriert laut Hersteller nicht grundsätzlich mit Terminal-Server-Umgebungen, sondern soll auch hier Vorteile bringen. So können etwa Anwendungen, die nicht sauber auf einem Terminal-Server koexistieren, durch Softgrid friedlich vereint auf einer Maschine gehostet werden.

Microsoft verspricht sich offenbar viel von einem solchen Server-basierenden Konzept und hat mit Softricity nun eine zunächst auf drei Jahre befristete Allianz geschmiedet. Offenbar sieht die Gates-Company hier eine Antwort auf den wachsenden Trend zu Server-basierenden Anwendungen. Ähnliche Lösungen wie Softricity bieten Appstream, Exent, Omnishift oder Softonnet an.

Abb: Quarantäne für Windows-Programme

Systemgard schottet das Client-Windows vor Anwendungseingriffen ab. Quelle: Softricity