SoftM forciert Add-ons für Semiramis-ERP

27.04.2009
Über Zusatzmodule soll sich die Business-Software flexibel erweitern lassen, aber trotzdem Release-fähig bleiben.

Das in München beheimatete Softwarehaus SoftM vermarktet das Java-basierende ERP-System Semiramis als Standardlösung. Partner entwickeln darauf aufsetzende Branchenapplikationen. Bei den Partnerlösungen handelt es sich dabei meist um vertikale Entwicklungen eines Softwarepartners. Dazu zählen Branchenprodukte für den Handel, die Metall- und Elektrosowie Nahrungs- und Genussmittelbranche. Das nächste Release 5.0 (Projekt "Magellan") soll es erlauben, Partnerentwicklungen zu kombinieren und so spezifische Kundenanforderungen schneller abdecken zu können.

Solche Add-ons sollen den Basisfunktionsumfang von Semiramis erweitern, ohne dass dazu ein neues Software-Release erforderlich ist. Add-ons könnten beispielsweise eine Tourenplanung, eine Vertragsverwaltung oder eine Computer-Telefonie-Anbindung sein und von unterschiedlichen Partnern stammen. Zudem sind von SoftM entwickelte Add-ons denkbar, beispielsweise um Schnittstellenanforderungen für die Zollabwicklung umzusetzen. Damit möchte sich der ERP-Anbieter in die Lage versetzen, Softwareinnovationen auch unabhängig von Release-Zyklen sowie ohne tief greifende Modifikationen am Softwarestandard an die Kunden auszuliefern.

Stabile ERP-Schnittstellen

Add-ons setzen auf definierten, Release-festen Schnittstellen auf. Auch nach einem Release-Wechsel sollen die Interfaces erhalten bleiben. Der Hersteller spricht hier von "Hook"-Schnittstellen.

Während Branchenlösungen mit weitreichenden Modifikationen in der Standardsoftware einhergehen, sind vergleichbare Programmänderungen bei Add-ons nicht vonnöten, so SoftM. Es wird aber weiterhin Branchenlösungen geben. Die neuen Erweiterungsmodule sind somit eine ergänzende Möglichkeit für Partner, zusätzliche Funktionen zu entwickeln.

Bereits vorhandene Add-ons möchte SoftM in einem elektronischen Katalog für die Partner vorhalten. Für die Zukunft ist geplant, Add-ons auch direkt den Endbenutzern anzubieten. Die Magellan-Entwicklung will SoftM mit dem nächsten Major-Release von Semiramis in der ersten Jahreshälfte 2010 ausliefern.

ERP-Workflows

Auf Funktionserweiterung zielt auch das Workflow-Konzept von SoftM ab. Partnerfirmen erhalten laut Hersteller damit die Möglichkeit, neue Geschäftsprozesse auf der Grundlage der Business-Process-Management-Plattform (BPM) "Xpert.Ivy" zu erstellen. Nach Firmenangaben lassen sich damit Abläufe wie etwa die dezentrale Stammdatenverwaltung oder eine Rechnungseingangsprüfung realisieren, ohne die Programmfunktionen zu ändern beziehungsweise neuen Code zu schreiben. Über eine grafische Designoberfläche erzeugt der Entwickler Abläufe und verbindet sie mit entsprechenden Semiramis-Funktionen sowie Datenbankfeldern.

Sind Benutzereingaben wie Freigaben oder Prüfungen erforderlich, können Aktivitäten erzeugt und an das interne Workflow-System der ERP-Lösung übergeben werden.

SoftM gehört mittlerweile fast vollständig dem in Krakau beheimateten IT-Unternehmen Comarch. Zusammen mit SoftM wollen die Polen in diesem Jahr etwa 240 Millionen Euro umsetzen.

Derzeit bildet Comarch in Warschau Softwarespezialisten aus, die bei der Weiterentwicklung von Semiramis helfen sollen. Zudem prüft SoftM, welche Comarch-Technik für Semiramis taugt. Untersucht werden beispielsweise Business-Intelligence- und Dokumenten-Management-Funktionen.

Kommentar

Ein erster Schritt

Mit der Weiterentwicklung "Magellan" adressiert SoftM ein Problem vieler Softwarehäuser mit Partnerstruktur: Modifikationen am Kernsystem trotz Branchenausrichtung beschränken, identische Entwicklungen verschiedener Partner vermeiden und Softwaregleichteile schaffen, die sich mehrfach und in unterschiedlichen Lösungszusammenhängen verwenden lassen.

Trotz Magellan bleibt es jedoch dabei, dass Branchenlösungen den ERP-Standard von Semiramis verändern und Release-Wechsel erschweren können. Daher wird der Add-on-Ansatz vermutlich nur ein erster Schritt sein.

Ferner muss SoftM den Standardfunktionsumfang von Semiramis erweitern. Dazu zählt beispielsweise eine Konzernkonsolidierung über das integrierbare Rechnungswesen von SoftM.

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