ED, SoftRAM, DOS 4.0, Newton, Microsoft Office 2008

Soft- und Hardware, die die Welt nicht brauchte

21.07.2019
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Thomas Bär, der seit Ende der neunziger Jahre in der IT tätig ist, bringt weit reichende Erfahrungen bei der Einführung und Umsetzung von IT-Prozessen im Gesundheitswesen mit. Dieses in der Praxis gewonnene Wissen hat er seit Anfang 2000 in zahlreichen Publikationen als Fachjournalist in einer großen Zahl von Artikeln umgesetzt. Er lebt und arbeitet in Günzburg.
Frank-Michael Schlede arbeitet seit den achtziger Jahren in der IT und ist seit 1990 als Trainer und Fachjournalist tätig. Nach unterschiedlichen Tätigkeiten als Redakteur und Chefredakteur in verschiedenen Verlagen arbeitet er seit Ende 2009 als freier IT-Journalist für verschiedene Online- und Print-Publikationen. Er lebt und arbeitet in Pfaffenhofen an der Ilm.

Die Unverschämtheit: SoftRAM

Mitte der 1990er Jahre präsentierte die US-Firma Connectix ein Programm namens "RAM Doubler" für Mac OS. Die Software komprimierte laufend den Arbeitsspeicher, was für den Anwender mit einer Verdoppelung des tatsächlich eingebauten RAMs auf dem Mac einherging. Nach einigen Jahren am Markt verlor das Produkt an Bedeutung, da Mac OS nun von Haus den Speicher optimierte.

Der "RAM-Doubler" unter Mac OS sorgte für eine RAM-Komprimierung, die faktisch in der Verdoppelung des zur Verfügung stehenden Speichers einherging.
Der "RAM-Doubler" unter Mac OS sorgte für eine RAM-Komprimierung, die faktisch in der Verdoppelung des zur Verfügung stehenden Speichers einherging.
Foto: Thomas Bär / Frank-Michael Schlede

Die Firma Syncronys versuchte sich unter dem Namen "SoftRAM" an einem ähnlichen Produkt, das der Hersteller auch für Windows 3.x anbot. Die Entwickler von SoftRAM und später SoftRAM95 für Windows 95 versprachen, dass eine physikalische Aufrüstung des Computers dank der Speicheroptimierung ihrer Software nicht erforderlich sei. Doch anstelle wirklich eine Komprimierung oder Optimierung vorzunehmen, vergrößerte das Programm lediglich die Auslagerungsdatei. Das hätte jeder halbwegs talentierte Laie an seinem Windows-PC auch selbst vollbringen können.

Ende 1995 begann, nach einigen Klagen, die Federal Trade Commission (FTC) eine Untersuchung und kam zu dem Schluss, dass Syncronys Werbeaussage "falsch und irreführend" sei. Außerdem stellte sie fest, dass "SoftRAM95 weder das RAM auf einem Windows-95-PC vergrößert noch eine Arbeitsgeschwindigkeitsbeschleunigung, Speichervergrößerung oder eine andere messbare Programmbeschleunigung erzeugt".

Syncronys Webseite aus dem Jahr 1997 – kurz darauf verschwand das Unternehmen gänzlich vom Markt. Ihr Produkt SoftRAM war ein Fake.
Syncronys Webseite aus dem Jahr 1997 – kurz darauf verschwand das Unternehmen gänzlich vom Markt. Ihr Produkt SoftRAM war ein Fake.
Foto: Thomas Bär / Frank-Michael Schlede

Die Untersuchung hatte somit ergeben, dass das Programm schlicht nicht das vollbrachte, was der Hersteller vorgab. Infolge dieser Enthüllung wurde Syncronys zum Produktrückruf aufgefordert. Kurze Zeit darauf meldete die Firma Konkurs an. Die englischsprachige PC World verlieh SoftRAM 2006 den Titel des "drittschlechtesten technischen Produkts aller Zeiten".

Am Anwender vorbei: MS Office 2008

Microsoft Office 12 für den Macintosh, besser bekannt als MS Office 2008, erschien im Januar 2008 - rund ein Jahr nach dem überaus erfolgreichen Office 2007 für Windows. Während die Windows-Version mit der neuen Benutzeroberfläche und der Multifunktionsleiste "Ribbon" anstelle von traditionellen Menüs glänzte, zeigte sich die Mac-Version im altbekannten Design.

Oberflächen und Design sind zwar, besonders bei moderner Software, sehr wichtig, aber nicht wirklich entscheidend. Microsoft stellte mit der Version 2008 die erste native Mac-Version für Intel-Prozessoren her und konnte somit das Büro-Paket auf die aktuelle Prozessorlinie optimieren. Auf die gemeinsame Bearbeitung von Dokumenten in einer SharePoint-Umgebung mussten Mac-Benutzer jedoch noch bis zur nächsten Version warten. Schlimmer traf es die professionellen Office-Nutzer, da Microsoft auf die Visual Basic for Applications (VBA)-Unterstützung in dieser Office-Version komplett verzichtete. Automatisierungen sollten Benutzer von nun an ausschließlich per AppleScript vornehmen. Kaum jemand dürfte den Willen verspürt haben, seine mühsam mit VBA erstellten Makro-Jobs auf eine neue Skript-Sprache zu portieren.

Word, Excel und PowerPoint entsprachen weitgehend dem Stand, den auch Windows-Benutzer von ihrem Office-Paket kannten. Das mit Abstand schlechteste Programm im Office-Paket war jedoch "Entourage". Das Pendant zu Outlook als "Personal Information Manager" (PIM) konnte in seiner letzten Version immer noch nicht überzeugen. Noch heute finden sich Foreneinträge von plötzlich gelöschten Ordnern oder anderen Unstimmigkeiten in der Programmierung. Beispielsweise war die Sortierung der Länderliste intern aus dem Englischen abgeleitet. Somit kamen Kanada oder Kolumbien unter "C", anstelle "K". Das Entourage-Adressbuch arbeitete nicht mit den OS X-Adressbuch zusammen und erlaubte eine rudimentäre Übernahme der Daten nur im CSV-Format.

Grabgesänge im Internet: Entourage wurde mit Office 2011 durch Outlook ersetzt.
Grabgesänge im Internet: Entourage wurde mit Office 2011 durch Outlook ersetzt.
Foto: Thomas Bär / Frank-Michael Schlede

Rund zweieinhalb Jahre später folgte Microsoft Office 2011 für den Mac, nun mit der SharePoint-Kompatibilität, der aus Office 2007 bekannten Menüleiste, Microsoft Outlook mit der Möglichkeit PST-Dateien zu importieren und der wiedereingeführten VBA-Makro-Umgebung.

Spannenderweise fehlt, sowohl für Windows, als auch für Macintosh, die Version 13 von Office. Das kann entweder am Aberglauben der Entwickler liegen oder hat schlicht keinen erklärbaren Grund. Schließlich folgte einst auf Office 1.6 - inklusive Excel 3.0 - auch gleich Office 3.0 inklusive Excel 4.0a. Die Versionen 5 und 6 fielen später ebenfalls komplett aus. (sh)