Soft-Turn

06.07.1979

Wenn man sich an zwei Ereignisse in den vergangenen Monaten erinnert, dann wird deutlich, daß die Entscheidung von Friedrich A Meyer, seine ADV/ORGA durch die Reif-Mannschaft zu verstärken, logisch konsequent war.

Meyers Sorge ist einmal, daß seine Stamm-Crew (also ohne Reif) der Konkurrenz auf dem inländischen DV-Beratungsmarkt - SCS an der Spitze - auf die Dauer nicht standhalten könnte.

Andererseits sollte man den Wettbeverbsaspekt (Meyer kontra SCS) nicht überbewerten. Denn Gefahr droht ADV/ORGA - wie übrigens auch SCS allen anderen Softwarehäusern - von ganz anderer Seite: "Die erklärte Absicht der meisten Mainframer, das Geschäft mit der Software von nun an ernst zu nehmen, wird ihre Wirkung bei den Anwendern nicht verfehlen einengt." Diese Aussage stand in der COMPUTERWOCHE vom 12. April 1979 (Kolumne: "Dreckarbeit")

So ist gewiß nicht falsch, anzunehmen, daß Meyer die Unbundling-Politik der Hardware-Herstelter mehr fürchtet als die Expansionspläne seiner unmittelbaren Mitkonkurrenten.

Es scheint überdies, daß sich der kooperative Software-Manager als Retter der deutschen DV-Berater sieht, der allein den Weg aus des Software-Krise weisen könne. Schon in einem CW-Gespräch (Ausgabe 21 vom 25. Mai 1979) hatte Meyer darauf hingewiesen, wo seiner Meinung nach die Ursachen für die Software-Krise liegen: "Was störend ist bei der Software Entwicklung, das ist die schnelle Entwicklung auf dem Rechner-Sektor."

Der ADV/ORGA-Geschäftsführer will folgerichtig personalschwachen EDV-Abteilungen mit maschinenunabhängigen und betriebssystemneutralen Software-Kollektionen aus seiner Factory unter die Arme greifen - und setzt sich damit deckungslos dem rauhen Wettbewerbsklima aus (Druck der Hardware-Hersteller, siehe oben). Die Wilhelmshavener sind freilich eine steife Brise gewöhnt.