Social Networks - die Spötter kommen

18.10.2007

Der 26jährige Softwareentwickler und Urheber der Site, Bryant Choung, erklärte in einem Interview, er sei genervt davon, das Facebook zu einem Popularitätswettbewerb verkommen sei. Snubster sei eine "Reaktion auf das lächerliche Phänomen des Social Networking". Laut Choung sollte Snubster eigentlich eine Parodie auf Facebook sein. "Dass es nun direkt in und um Facebook läuft, führt dazu, dass es noch viel besser funktioniert."

NOSO-Projekt – Rückzug für Minuten

Eine andere Art von Opposition wählen die Macher des Noso-Projekts. Die Idee hinter der künstlerisch motivierten Initiative ist es, bewusst für einen bestimmten Zeitraum nein zu sagen zu Social Networking, Skype, Handy, Blog und allem anderen, was moderne Kommunikationstechnik bietet. Öffnet man die Website nosoproject.com, erklingt eine sonore Stimme, die den Besucher einlädt: "Create NO connections by scheduling NO events with NO friends.” Die Registrierung auf der Site erfolgt anonym. Man wir aufgefordert, Fragen zu beantworten wie: Wofür interessierst du dich nicht? Welche Schulen hast du nicht besucht? Welche Musik lehnst du ab? Welchen Beruf übst du nicht aus?

Neinsager organisieren sich im Noso-Projekt
Neinsager organisieren sich im Noso-Projekt
Foto: NOSO Project

Die Teilnehmer können sich einen Kalender mit Veranstaltungen anderer NOSO-Mitglieder ansehen, die aber keine sozialen Events sein sollen. Die Personen treffen sich in Cafes oder Park für Zeiträume von einer Minute bis einer halben Stunde, um sich losgelöst von sämtlicher Technik und Elektronik anzuschweigen. Die Teilnehmer erfahren nicht einmal, ob ihr Gegenüber auch über das Noso-Projekt am fraglichen Ort ist. Das Procedere ist also eng angelehnt an so genannte Flashmobs, bei denen es ebenfalls um spontane, mehr oder weniger zweckgebundene Zusammenkünfte von Menschen geht, die meist über das Internet organisiert werden.

Kurt Bigenho, der als Creative Director hinter dem Kunstprodukt NOSO steht, glaubt einen Nerv getroffen zu haben. Social Networking sei an einem Punkt der kulturellen Sättigung angekommen, sagte er gegenüber der Studentenzeitung McGill Daily. Die in den USA weit verbreitete "Pflicht", ein Weblog zu betreiben und auf Seiten wie Facebook oder Myspace vertreten zu sein, löse bei manchen Anwendern Widerwillen aus. Noso ist demnach ein Statement gegen soziale Konformität, Verletzung des Privaten und Kommerzialisierung von Beziehungen.

Andere Beobachter kommen zu dem Ergebnis, dass nicht jeder Internet-Nutzer den Druck, persönliche Informationen im Netz öffentlich zu machen, gutheißt. Außerdem fühlen sich viele Nutzer permanent unter Zeitdruck, weil von ihnen erwartet wird, ihre Webpräsenzen zu pflegen und über Handy und Blackberry ständig erreichbar zu sein. Hinzu kommen Sicherheits- und Privacy-Bedenken: Plattformen wie Facebook erleichtern den Identitätsdiebstahl, da viele private Informationen öffentlich werden.

Dass die Social-Networking-Welle nun zurückgehen wird, ist jedoch kaum zu erwarten. Insbesondere in den USA ist das soziale Leben zu einem Gutteil ins Netz gewandert. Wer beispielsweise als Student wissen will, was wo los ist, muss die digitalen Kontakte pflegen. Viele amerikanische College-Besucher sind längst abhängig: Wer an den Unis in Erfahrung bringen will, wo die nächste Party steigt, kommt an diesem Tool nicht mehr vorbei. (hv)