CW-Kolumne

Social Challenge

18.02.2012
Von 
Heinrich Vaske ist Editorial Director a.D. von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO.
Die E-Mail ist tot, dem Chat gehört die Zukunft – am liebsten in einer eleganten Unified-Communications- und Collaboration-Umgebung mit allem Schnickschnack.
"Social Media im Unternehmen bietet gewaltige Chancen. Unternehmen müssen sich aber Gedanken machen, die über technische Fragen hinausgehen." Heinrich Vaske, COMPUTERWOCHE-Chefredakteur.
"Social Media im Unternehmen bietet gewaltige Chancen. Unternehmen müssen sich aber Gedanken machen, die über technische Fragen hinausgehen." Heinrich Vaske, COMPUTERWOCHE-Chefredakteur.
Foto: CW-Redaktion

Hurra, sagen die einen, jetzt kann ich noch schneller und intensiver kommunizieren. Oh weh, fürchten die anderen, statt Marihuana gibt‘s jetzt Crack. Ließ sich der E-Mail-Berg noch halbwegs abtragen, ist es in Zeiten der Instant-Kommunikation unmöglich, sich dem Gerede der anderen zu entziehen.

Hinter diesen Befürchtungen stecken berechtigte Sorgen der Mitarbeiter, die in den vergangenen Jahren erlebt haben, wie jedwede Kommunikation einen immer größeren Teil ihres Arbeitsalltags eroberte, und das nicht immer zu ihrem persönlichen Vorteil. Allzeit erreichbar sein am Handy ist heute oft eine Selbstverständlichkeit. Und dann die sprunghafte Zunahme der Mails, die es zu sortieren, verwalten und archivieren gilt – all das erfordert Zeit, die eigentlich nicht da ist.

Und jetzt also noch mehr Information? Mitarbeiter fragen sich: Schaffe ich es, bei all den zu erwartenden Unterbrechungen und Mitteilungsverpflichtungen noch, meine eigentliche Arbeit zu verrichten? Wie mache ich mich hierarchieübergreifend möglichst diplomatisch verständlich? Bedeutet die Tatsache, dass Meetings per Videokonferenz schnell und einfach anzusetzen sind, dass es jetzt noch mehr davon geben wird? Genüge ich mit meinen bescheidenen Einlassungen überhaupt dem Niveau der öffentlichen Diskussionen?

Social Media im Unternehmen bietet gewaltige Chancen. Unternehmen müssen sich aber Gedanken machen, die über technische Fragen hinausgehen. So ist zu klären, für wen der Einsatz welcher Tools eigentlich sinnvoll ist und wie der Erfolg gemessen werden soll. Dazu sollte untersucht werden, welche Gesprächsanlässe typisch sind und wie sich diese unterstützen lassen. Natürlich ist eine Policy wichtig, eine Art Grundgesetz zur Kommunikation im Unternehmen. Und vielleicht sollte man sich auch über ein Exit-Szenario Gedanken machen. Falls sich der Erfolg nicht einstellt …