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SOAP-Autor: Leute, lest weniger Specs!

06.03.2003

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Don Box, Architect in Microsofts .Net Software Group und einer der Autoren der ersten SOAP-Spezifikation (Simple Object Access Protocol) aus dem Jahr 1998, hat vier Tipps für Entwickler:

Lest weniger Spezifikationen!

Schreibt mehr Anwendungen!

Schreibt weniger Code (mithilfe von Tools, die automatisch Code generieren), und

Menschen zählen - wenn Ihr also selbst eine Spezifikation schreibt, dann schreibt sie lesbar!

Es gebe speziell rund um das Thema Web-Services schon viel zu viele Spezifikationen, beklagte Box auf der Fachkonferenz XML Web Services One in Santa Clara. "Specs sind wie Körpergerüche - jeder hat sie, und sie haben alle individuellen Charakter. Aber einfach eine Spec zu schreiben bedeutet gar nichts. Wenn Du eine Spec schreibst, die keiner implementiert, hat diese dann überhaupt jemals irgendetwas spezifiziert?"

Schreckliches sei in den vergangenen zwei Jahren geschehen, erklärte der Microsoft-Mann: Die Softwarebranche sei derart fixiert auf neue Spezifikationen, das sie das eigentliche Ziel aus den Augen verloren habe, nämlich Anwendungen mit XML zu verknüpfen. Sicher, einige der neuen Vorschläge seien sinnvoll und wichtig; andere aber seien zu komplex und wieder andere - darunter auch welche von Microsoft - würden vermutlich niemals benutzt werden.

XML sei aber inzwischen "schön stabil" und die "heilige Dreifaltigkeit" der Web-Services - SOAP, WSDL (Web Services Description Language) und UDDI (Universal Description, Discovery and Integration) - komplett genug, dass die meisten Entwickler sie verwenden könnten. Ansonsten riet er den anwesenden Entwicklern, Software zu schreiben und nicht darauf zu warten, bis alle weiteren Aspekte (Sicherheit, Management, Orchestrierung etc.) endgültig geklärt seien. "Was zählt ist Software, und nicht Specs, die irgendein Hersteller geschrieben hat, um sich gegen fünf andere Anbieter zu positionieren", appellierte der SOAP-Mitautor. (tc)