SOA-Mythen im Reality Check

06.08.2007
Von Dieter Masak und Kerstin Kaiser

Mythos 4: Alignment

Mit Hilfe einer SOA werden Geschäftsprozesse direkt in die IT abgebildet; Unternehmen erreichen ein nie gekanntes Alignment. Diese Nachricht begeistert alle Chief Operating Officers (COOs), denn Alignment ist die große Herausforderung in Organisationen - zumindest nach Ansicht der Berater, die Business Process Reengineering verkaufen. Bei diesem Problem soll eine SOA ja Wunder bewirken. Doch wie sieht dieses Wunder aus?

Kernaussagen

  • Alignment wird nicht primär durch die Architektur produziert.

  • SOA kann, muss aber nicht beim Alignment helfen.

  • SOA macht nur Sinn, wenn Serviceorientierung auch ein Business-Ziel ist.

Das Alignment, verstanden als gemeinsame Ausrichtung von Business und IT, ist ein komplexes Thema mit vielen Facetten. Üblicherweise wird es unterteilt in die Bereiche:

  • Kognitives Alignment - sprechen Fachbereiche und IT dieselbe Sprache?

  • Strukturelles Alignment – passen die Strukturen der Geschäftsabläufe zur IT?

  • Strategisches Alignment – haben die IT-Strategie und die Geschäftsstrategie das gleiche Ziel?

  • Temporales Alignment – Wie gut passen die Prozesse in den Fachbereichen zu den Prozessen der IT?

  • Systemisches Alignment – Erreicht die richtige Menge an Information den richtigen Empfänger und wie gut steuert die Software das Unternehmen?

Alle diese Problemkreise werden angeblich durch die mächtige SOA gelöst. Aber dem ist nicht so! Der einzige Beitrag, den eine SOA leisten kann, liegt in den Bereichen strukturelles und strategisches Alignment. Alle anderen Alignment-Formen verhalten sich indifferent gegenüber der SOA-Idee.

Strategisches Alignment durch eine SOA ist nur dann gegeben, wenn die Geschäftsstrategie Services heißt. In diesem Fall passen beide Strategien gut aufeinander. Services als Geschäftsstrategie gibt es bei einem Dienstleister, was aber machen produzierende Unternehmen? Haben diese dann kein Alignment? Hier wiederholt sich, was schon in der Einleitung erwähnt wurde: Eine SOA macht nur Sinn, wenn das Unternehmen sich auf Services ausrichtet und nicht umgekehrt. In diesem Fall lässt sich Alignment auf strategischer und struktureller Ebene erreichen.

Ein ähnlicher Ansatz wird zurzeit von der Model Driven Architecture (MDA) forciert. Dabei geht es um die direkte Übersetzung fachlicher Anforderungen in Software, gleichgültig ob Services oder traditionelle Software. Diese direkte Verknüpfung ist jedoch zum Scheitern verurteilt wenn das kognitive, temporale und strategische Alignment nicht oder nur rudimentär vorhanden ist. Fehlt das kognitive Alignment, so sind für die Servicehersteller die Anforderungen des Fachbereichs unverständlich. Beim Ausbleiben des temporalen Alignments reagiert die IT viel zu langsam auf Veränderungen des Markts und der Domäne. Bei schlechtem strategischen Alignment wird auf Seiten der IT mit ihrer SOA die falsche Grundlage geschaffen.

Eine SOA birgt durch ihre inhärente Komplexität stets das Risiko, dass sich die IT alleine auf die SOA konzentriert und dabei jede Form des Alignments als sekundär einstuft. Dadurch wächst die Unzufriedenheit mit der IT-Lösung auf Seiten der Kunden.

Fazit: Eine SOA alleine erzeugt kein Alignment. Mit einer SOA zu starten, um Alignment zu erreichen, ist kontraproduktiv.