SOA ist tot, es leben die Services

12.01.2009
Anne Thomas Manes von der Burton Group hält das Konzept der Service-orientierten Architektur für gescheitert.

Schon seit längerem stand SOA in der Kritik. Zu teuer, zu komplex, zu viel Marketing und zu wenig konkreter Nutzen für das Geschäft, lauteten gängige Argumente. Nun hat die Analystin Anne Thomas Manes, eine der prominentesten Expertinnen auf dem Gebiet, einen Nachruf verfasst. "SOA ist am 1. Januar 2009 untergegangen", schreibt sie in einem Blog-Posting. Die katastrophalen Auswirkungen der Rezession hätten der Idee den Todesstoß versetzt. Überleben werden ihrer Einschätzung nach aber wichtige Abkömmlinge der SOA: Mashups, Business-Process-Management (BPM), SaaS, Cloud Computing und andere Architekturansätze, die von Services abhingen.

Statt eines Heilsbringers habe sich SOA in den meisten Organisationen zu einem "großen gescheiterten Projekt" entwickelt, kritisiert Manes. Die mit dem Konzept verbundenen Versprechen seien nicht eingelöst worden. Nachdem Unternehmen Millionen investiert hätten, ständen IT-Systeme nicht besser da als zuvor. In einigen Fällen habe sich die Situation durch höhere Kosten und längere Projektlaufzeiten sogar verschlimmert.

Seltene Erfolge

Erfolgreiche SOA-Einführungen hingen stets mit grundlegenden Veränderungen in der IT zusammen und nicht mit einigen Schnittstellen für bestehende Anwendungen, erläuterte die Analystin in einem Interview: Firmen, die eine solche Transformation geschafft hätten, könnten auf spektakuläre Erfolge verweisen. Allerdings sei SOA in solchen Fällen nur Teil einer größeren Initiative gewesen.

Manes, die bei der amerikanischen Marktforschungs- und Beratungsfirma Burton Group die Position eines Research Director innehat, erklärte auch, was Unternehmen ihrer Meinung nach besser machen müssen. Entscheidend sei es, IT-Vorhaben mit den Business-Anforderungen in Einklang zu bringen und die damit einhergehenden Probleme zu verstehen. IT-Verantwortliche sollten die Anwendungsarchitektur als Ganzes unter die Lupe nehmen, anstatt nur einzelne Integrationsprojekte zu betreiben. Angesichts der schwierigen wirtschaftlichen Situation ließen sich aber immer weniger SOA-Initiativen finanzieren. Die entscheidenden Personen in den Unternehmen seien enttäuscht über die ausbleibenden Erfolge und deshalb nicht mehr bereit, noch mehr Geld für SOA auszugeben.

Services weiter gefragt

Dessen ungeachtet bleibe die Nachfrage nach Softwarediensten wie etwa Cloud-Services bestehen, betont die Analystin. Angesichts der geballten öffentlichen Kritik sollten Unternehmen aber auf das Akronym SOA verzichten und stattdessen eher über Begriffe wie Enterprise Service Bus (ESB) reden. Manes: "SOA ist zu einem Unwort geworden. Wir müssen es aus unserem Vokabular streichen."