"SOA ist kein Allheilmittel"

21.06.2007
Service-orientierte Architekturen spielen für Microsoft eine untergeordnete Rolle.

"Ich glaube nicht, dass SOA momentan das Wichtigste ist", sagte David Vaskevitch, Chief Technology Officer bei Microsoft, der CW-Schwesterpublikation "Computerworld". Derzeit änderten sich in erster Linie die Plattformen und die Art und Weise, wie Unternehmen ihr Geschäft betrieben. Im Rahmen dieses Umbruchs bildeten Service-orientierte Architekturen nur ein kleines Teil im gesamten Puzzle. "SOA ist kein Allheilmittel."

Der IT-Wandel findet schleichend statt

Schon die objektorientierte Programmierung (OOP) habe in der Vergangenheit viele der Versprechen vorweg genommen, die jetzt mit SOA erneuert werden, erinnerte sich der Microsoft-CTO. Im Laufe der Zeit seien die Ideen von OOP nach und nach in die Architekturen und IT-Landschaften eingeflossen. Das Gleiche werde mit Web-Services und SOA auch geschehen, prophezeit Vaskevitch. Werkzeuge, Protokolle und Standards würden künftig von Haus aus in alle relevanten Softwareprodukte integriert. Damit stünden Applikationen in Zukunft automatisch als Services zur Verfügung. Die eigentliche Herausforderung bestehe darin, die Anwendungen als wieder verwendbare Services anzubieten. "Die Antwort darauf heißt aber nicht automatisch SOA."

Kein Interesse an der SAP- und Oracle-Liga

Microsoft will sich als Plattformanbieter natürlich ein möglichst großes Stück vom künftig zu verteilenden Softwarekuchen abschneiden. Vaskevitch zufolge beabsichtigt der Konzern aber nicht, in der Liga von SAP und Oracle mitzuspielen, die aus seiner Sicht extrem komplexe Applikationen an Großkonzerne verkauften. Microsoft wolle sich vielmehr als Plattformanbieter vor allem bei mittelständischen Unternehmen positionieren. Mit Hilfe des integrierten Portfolios gelinge es, die Komplexität der IT-Landschaften zu verringern, wirbt der Microsoft-Mann.

Das Konzept Software-as-a-Service (SaaS) hilft aus seiner Sicht dabei allerdings nur bedingt. Zwar gebe es durchaus Einsatzgebiete, für die sich SaaS eigne, auch Microsoft biete mit Office-Live, Customer-Relationship-Management (CRM) und den automatisierten Updates für das Windows-Betriebssystem entsprechende Dienste an. Das lasse sich Vaskevitch zufolge allerdings nicht beliebig auf jede Software übertragen. Wenn Kunden ein System benötigten, das genau auf die eigenen Geschäftsanforderungen passt und damit auch einen Wettbewerbsvorteil bietet, dann könne eine standardisierte SaaS-Applikation nicht die Lösung sein. In diesem Fall müssten die Firmen eine Inhouse-Software wählen, die vielleicht noch von einem Provider im Hosting-Modus betrieben werden könne.

Vaskevitch fragt sich, warum der SaaS-Idee so viel Dynamik zugeschrieben wird. Mit Salesforce.com gebe es nur einen dominierenden Softwareprotagonisten in diesem Umfeld. "Wenn diese Idee die gesamte Softwarebranche umkrempeln soll, warum gibt es dann keine bedeutende Nummer zwei und drei im weltweiten SaaS-Geschäft?" (ba)